SWR3 Gedanken

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„Mach’s bloß nicht wie ich“, dieser Satz hat so manche der Frauen geprägt, die bewusst keine Kinder haben. Die Erfahrungen in der Herkunftsfamilie prägen und natürlich auch die Verhaltensweisen im eigenen Leben. Wenn zum Beispiel die Mutter als unglücklich erlebt wurde, weil sie wegen der Kinder nicht das Leben führen konnte, das sie eigentlich wollte, dann wird das auch ihre Kinder prägen.
Die Anzahl der gewollt kinderlosen Frauen der Jahrgänge 1960-65 wird auf 25 % geschätzt. Das heißt ein Viertel dieser Frauen haben sich dagegen entschieden eigene Kinder zu bekommen. Hier geht es also nicht um die Frauen, die keine Kinder bekommen können, mir geht es um die, die sich bewusst dagegen entschieden haben.
Die Entscheidung keine Kinder haben zu wollen ist von so großer Tragweite wie die, Kinder zu bekommen. Beide Entscheidungen sind endgültig, beide haben große Auswirkungen auf das persönliche Leben und auf das gesellschaftliche. Und beide sind zu respektieren.
Die Entscheidung gegen Kinder hat nicht nur biografische Gründe. Nicht selten haben Paare zu lange gewartet, weil sie erst Kinder kriegen wollten, wenn es finanziell oder von der Beziehung her passt. Oder der Beruf der Frau hat Auszeiten nicht zugelassen.
(Und die eine oder andere Frau hat vielleicht abgeschreckt, den gesellschaftlich geforderten Spagat nicht zu schaffen, den Spagat zwischen perfekter Ehefrau, attraktiver Liebhaberin und liebevoller Mutter.)
All diese Gründe sind nachvollziehbar und ernst zu nehmen. Aber vielleicht sind wir Deutschen ja auch ein bisschen zu perfektionistisch und zu sorgenvoll. Laut einer Umfrage sind die Deutschen das pessimistischste Volk der Welt. Ich denke, wenn man wieder mehr Kinder haben möchte in Deutschland, dann müssen natürlich die gesellschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen erheblich verbessert werden. Aber es muss sich auch etwas in unseren Köpfen tun. Wir müssen vielleicht ein wenig wagemutiger werden und ein wenig weniger anspruchsvoll. Denn nicht alles im Leben lässt sich steuern und das Beste kommt oft unverhofft.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1112
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