SWR2 Wort zum Tag

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Ein Ehepaar, sie Theologin, er Theologe, unterhalten sich über die Auferstehung der Toten. (Dorothee Sölle, Fulbert Steffensky, Publik-Forum, Extra, Dorothee Sölle, Eine feurige Wolke in der Nacht, 32ff)
„Wenn ich auf Friedhöfen die Inschrift ‚Auf Wiedersehen’ wahrnehme, - sagt sie, dann kommt mir das verlogen vor. ... Die abendländische Tradition mit ihrer Mischung aus Unsterblichkeit der Seele und Auferstehung hilft heute nur noch wenigen weiter.“ Er antwortet: „Warum soll das „Auf Wiedersehen“ verlogen sein? Was immer Menschen in ihrer Hoffnung sagen – „Auf Wiedersehen, Gott wird die Toten auferwecken, unsere Tränen werden getrocknet werden“, es sind Spiele und Lieder der Hoffnung. Es sind Umspielungen der Hoffnung, dass das Leben geborgen wird und dass Menschen mit ihrem Tod nicht in eisige Abgründe stürzen. ... Selbst wenn du diese Hoffnung nicht teilst, wenn du in deiner Sprache nicht so weit springen willst, warum willst du die Hoffnungssprache der anderen diskreditieren als Lüge? ... Das „Ich weiß es nicht“ wäre die humanere Antwort. Du fragst: „Sollte ich mich mit der Endlichkeit meines Lebens zufrieden geben?“ Sag’ mir lieber, warum sollte sich eigentlich die Frau in Bolivien, die allein und in Armut auf dem Land lebte und sich dann aus Verzweiflung das Leben genommen hat, mit ihrer Endlichkeit zufrieden geben? Warum sollen die jungen Kerle, die zum Militär gezwungen und mit 18 Jahren von Granaten zerrissen wurden, sich mit ihrer Endlichkeit zufrieden geben?
Das Gespräch der beiden führt unmerklich weg von ihrem persönlichen Schicksal. Es mündet in die Frage nach den Menschen, die sich, in unseren Maßstäben gemessen, beim besten Willen nicht zufrieden geben können mit ihrem Leben. Die Opfer von Unrecht und Gewalt, deren Schicksal – wie wir oft sagen – ‚zum Himmel schreit’. Was ist mit ihnen? Fordert nicht ihr Leben und Sterben geradezu einen Glauben an die Auferstehung? Damit führt das Gespräch zu Vorstellungen, die wir in der Bibel finden. In den späten Büchern des Alten Testamentes war genau dies eine Erfahrung, die zum Glauben an ein Leben über den Tod hinaus geführt haben. ‚Gott rettet aus der Schlinge des Jägers’. ‚Er befreit aus dem Verderben’. Hier bezeugt Israel seine Erfahrungen mit Gottes Wirken in der Geschichte und weitet sie gleichsam über die Schwelle des Todes hinaus zum Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit am Ende der Zeiten, für alle Menschen.
An diesem Glauben Israels knüpfen die Osterzeugen an beim Versuch, von ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen Christus zu sprechen. „Diesen Jesus, der durch die Hand der Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen wurde, ihn hat Gott auferweckt“ (Apg 2), „Sie haben ihn gehängt und getötet. Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt.“ (Apg 10)
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