Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Opa 2008" stand auf der Heckscheibe des Autos, neben dem ich geparkt hatte. Ein Blick auf den Rücksitz ließ mich schmunzeln: Dort war ein Kindersitz montiert und daneben eine Packung mit Salzstangen verstreut. Ich durfte als Kind nie im Auto essen. Die Gefahr, dass Krümel oder Schokoladenfinger die Autopolster verschmutzen könnten, war zu groß. Heute dürfen meine Kinder in Opas Auto selbstverständlich essen. Was machen schon die paar Krümel. „Halb so wild", sagen Großeltern, wenn das zweite Glas Apfelsaft umgefallen ist oder eben eine Tüte Salzstangen aufplatzt. „Das wird schon", versichern sie, wenn die Enkelin immer noch nicht spricht oder das Diktat vermasselt wurde. Ruhe bewahren und das Wesentliche liebevoll im Blick behalten. Das ist, glaube ich, eine besondere Gabe sehr vieler Großeltern. Heute denkt die Kirche an Anna und Joachim, die Eltern Marias, also an Oma und Opa von Jesus. Ich glaube, dass sie ganz wichtig für Maria und Jesus waren, so wie das heute auch in vielen Familien der Fall ist. Aus alten Schriften ist bekannt, dass Anna und Joachim sehr lange kinderlos waren. Geduld und Gottvertrauen konnten in dieser Zeit wachsen. Und ich stelle mir vor, das konnten sie auch gut gebrauchen als dann Maria, ihre Tochter, schwanger wurde und sich auf einen so außergewöhnlichen Weg eingelassen hat.  Anna und Joachim haben gelernt, das Wesentliche zu sehen, das, was das Leben wachsen lässt gegen alle Widerstände.  Das hat bestimmt auch Maria stark gemacht. Und ich bin sicher: Geduld und Gottvertrauen haben sie auch an Jesus weitergegeben. So wie viele andere Großeltern heute auch, wenn sie mit ihren Enkeln backen, singen, lesen, schreinern oder beten. Wenn sie zur Stelle sind und einspringen, weil sie gebraucht werden oder Ruhe bewahren, wenn Salzstangentüten aufplatzen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11075
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