SWR4 Abendgedanken RP

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Immer wieder werde ich gefragt, wie das denn mit dem Glauben sei. Woran man sehen oder spüren kann, dass jemand glaubt. „Man kann keinem Menschen in den Kopf oder in das Herz schauen", sage ich dann. Deshalb kann auch niemand sagen, ob jemand glaubt oder nicht. Das kann nur Gott allein. Und doch kann man die Spuren sehen, die ein fester Glaube in einem Leben hinterlassen hat. Man braucht nur jemanden zu fragen, der im Laufe seines Lebens Schreckliches erlebt hat. Und trotzdem daran nicht zerbrochen ist. Oft hört man dann, dass er oder sie das alles ohne den Glauben gar nicht durchgestanden hätte. Mit einem starken Glauben kann man schlimme Zeiten einfach besser überstehen.
Jesus vergleicht den Glauben mit einem Senfkorn. Senf ist ein unscheinbar blühendes Wildkraut, das im Mittelmeerraum beheimatet ist. Dort wird es schon seit der Antike angebaut. Senf gibt Speisen ihre würzige Note; ohne ihn würde so manche Speise einfach nur fad schmecken.
Das Senfkorn ist nur ein kleiner Same. Aber aus ihm kann sich eine ganz große Pflanze  entwickeln. Die Senfstaude ist nämlich größer als alle anderen Gartenpflanzen. Sie wird so groß wie ein richtiger Baum, in dem die Vögel ihre Nester bauen können.
Und so ist das auch mit dem Glauben. Der kann sogar Berge versetzen, meint Jesus. „Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, sagt er, dann könnt ihr zu diesem Berg sagen: 'Geh dahin oder dorthin´ und er wird es tun. Dann wird euch nichts mehr unmöglich sein" (Matthäus 17,20).
Und das wünsche ich Ihnen. Dass Sie immer wieder mal spüren, wie sehr der Glaube Sie stark und frei machen kann. Manchmal sind es gerade die schlimmen Zeiten, in denen der Glaube seine Kraft und Schönheit entfaltet. Auch wenn er einem ganz winzig vorkommt. So klein wie ein Senfkorn.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11070
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