Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Jeder kriegt das gleiche". Dass das nicht immer wirklich gerecht ist, merkt man schnell, wenn man in der Familie oder in einer Firma etwas zu verteilen hat. Geld oder auch: Zuneigung oder Erziehungsmaßnahmen. Es ist eben nicht jeder Mensch gleich. Und deshalb braucht auch nicht jeder das gleiche. Sondern: bisweilen sehr Unterschiedliches. Das wusste schon ein kluger Mönchsabt vor 1500 Jahren. Der heilige Benedikt. Heute, am 11. Juli, ist sein Gedenktag. Am Ende seines Lebens hat Benedikt seine Erfahrungen in einer Mönchsregel zusammengefasst. Bis heute gilt sie in vielen Klöstern auf der ganzen Welt. Aber inspirieren kann einen diese Regel auch für Familien und Firmen. Da heißt es zum Beispiel über den Abt: „Er muss wissen, welch schwierige und mühevolle Aufgabe er auf sich nimmt: Menschen zu führen und der Eigenart vieler zu dienen. Muss er doch dem einen mit gewinnenden, dem anderen mit tadelnden, dem dritten mit überzeugenden Worten begegnen. Nach der Eigenart und Fassungskraft jedes Einzelnen soll er sich auf alle einstellen und auf sie eingehen."
So schreibt Benedikt in seiner Regel. Bis heute wissen Mütter und Väter, Lehrer und Manager ein Lied davon zu singen, wie schwierig und mühevoll das ist: Sich wirklich auf jeden Einzelnen einstellen. Da braucht das eine Kind ständige Kontrolle, das andere seine Freiheit, um gut lernen zu können. Für die eine bedeutet Lob: viele gute Worte, für den anderen einfach nur: eine wortlose Umarmung. Oder auch in der Firma: Der eine Kollege freut sich, wenn man ihm zur Hand geht, der andere kann genau das gar nicht gebrauchen und will alleine etwas leisten. Jeder Mensch ist anders. Das weiß man eigentlich. Aber seit Jahrtausenden ist es trotzdem schwierig, danach zu handeln. Vielleicht vor allem: Weil man oft von sich auf andere schließt. Und denkt: Was mir gut tut, muss auch dem anderen gut tun. Das ist aber nicht so.
Auf den anderen eingehen: Das geht nur, wenn ich weiß, was er braucht, wenn ich ihn kenne, mich für ihn interessiere. Und dann bekommt er nicht das Gleiche. Sondern das ihm oder ihr Angemessene. Das, womit ich gerade ihm oder ihr gerecht werde.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11038
weiterlesen...