SWR2 Wort zum Tag

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Schaffen sie es nun die Griechen? Können sie den drohenden Staatsbankrott noch abwenden oder nicht? Ich sehe die Bilder der europäischen Staatschefs und Finanzminister vor mir, die mit ernster Miene ihre Forderungen formulieren. Und ich sehe die Demonstranten, die sich gegen die heftigen Sparmaßnahmen zur Wehr setzen.
Eines aber ist mir in all diesen Auseinandersetzungen besonders aufgefallen. Eigentlich ist es gar nicht das vorhandene oder das nicht vorhandene Geld, das die Krise verursacht hat. Schaden genommen hat das gegenseitige Vertrauen. Und das wirkt sich dann auf das Geld aus.
Wenn das Vertrauen verloren geht, dass ein Land seine Schulden abzahlen kann, steigen die Zinsen. Und am Ende bekommt es kein Geld mehr. Wenn das Vertrauen verloren geht, dass sich ein Land mit aller Kraft einsetzt, aus den Schwierigkeiten herauszukommen, nimmt die Bereitschaft der Nachbarn ab, es zu unterstützen. Wenn ein Land das Vertrauen verliert, dass die anderen es wirklich solidarisch unterstützen wollen, erlahmen seine Energien, alles dafür einzusetzen, um das Blatt zu wenden. Auf das gegenseitige Vertrauen kommt es vor allem an. Ohne Vertrauen ist das Geld nicht das Papier wert, auf den sein Wert gedruckt wird.
Ehrlich gesagt, beruhigt mich das. Mitten in der heftigsten Krise. Warum? Ich nehme wahr, dass Geld allein doch nicht die Welt regiert. Sondern dass immer noch das Vertrauen ineinander mit entscheidet. Und wenn ich dann von Rettungs-Schirmen höre, die aufgespannt werden, fällt mir auf, dass auch die Bilder, die man gebraucht, um das verloren gegangene Vertrauen zurück zu gewinnen, seit mehr als 2000 Jahren dieselben sind. Wie etwa beim Bild des Schirms. Gott ist mein Schirm und Schutz, betet ein Mensch im biblischen Buch der Psalmen. Grund zur Hoffnung hat, wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt - das bekennt ein anderer Psalmbeter. Gott ist für Menschen, die so beten, der Schirm, der vor allem Bösen bewahrt. Die Schutzschirme der Banker und Politiker können da nicht mithalten. Weil Menschen, wie Jesus in der Bergpredigt sagt, nicht zugleich Gott dienen können und dem Geld. Das Vertrauen in unvorstellbar hohe Summen allein kann niemanden retten. Aber das Vertrauen, das Menschen ineinander setzen, kann manchmal schon' Wunder vollbringen. Und wahrhaftig nicht nur bei den Entscheidungen um Griechenland.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10969
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