SWR3 Gedanken

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Brigitte und Rolf sind seit über 28 Jahren miteinander verheiratet. Sie haben einen Sohn, der ist Mitte 20 und heißt Tobias. Vor ein paar Monaten hat er ihnen erzählt, dass er Männer liebt. Zunächst sind sie aus allen Wolken gefallen, haben sich Vorwürfe gemacht. Waren auch ein bisschen traurig, dass sie wohl keine Enkelkinder haben werden. Aber dann haben sie sich gefragt: Warum ist es eigentlich schlimm, wenn ein Mann einen Mann liebt? Ist es nicht die Hauptsache, dass sie sich wirklich lieben? Dass sie wie andere Liebende auch Verantwortung füreinander übernehmen? So wie Brigitte und Rolf es sich vor vielen Jahren selber versprochen haben. Also hat Tobias  ihnen seinen Freund Martin vorgestellt. Seit drei Jahren schon sind sie zusammen und wollen bald eine eingetragene Lebenspartnerschaft  eingehen.  Weil sie sich eine Zukunft ohne den anderen nicht mehr vorstellen können. Obwohl sich ihre Liebe nicht unterscheidet von der Liebe zwischen Mann und Frau, ist ihre Liebe umstritten. Auch in manchen Kirchen.
Dabei steht doch in der Bibel: Vor Christus gibt es keinen Unterschied zwischen Herren und Sklaven, zwischen Menschen verschiedener Rassen und Geschlechts. Alle sind eins in Christus.
Auch deshalb gehen sie in diesem Sommer wieder auf die Straße, um für mehr öffentliche Anerkennung und Toleranz zu demonstrieren. Und ihre Liebe fröhlich zu feiern. Bei den Festen zum Christopher Street Day in Köln, Ludwigshafen, Mainz, Koblenz und anderswo. Menschen, die sich lieben, haben unseren Respekt verdient, weil Liebe etwas ist, was wir nicht selber machen können. Liebe ereignet sich. Zwischen Mann und Frau. Und auch die Liebe zwischen zwei Männern oder zwei Frauen.
Tobias hat seine Eltern eingeladen, dieses Jahr mit zum Christopher Street Day zu fahren. Und sie kommen mit. Weil sie hinter ihrem Sohn und seiner Liebe stehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10961
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