SWR3 Worte

SWR3 Worte

Geld ist nicht nur wichtig, wenn man es hat;
es ist noch viel wichtiger, wenn es fehlt.
Dieser Aspekt findet sogar ins Vaterunser Eingang,
wo das Verhältnis zu Gott wie zu den Mitmenschen
in der Sprache von Schuldnern und Gläubigern beschrieben wird...
Schuld, Vergebung und Erlösung sind Begriffe aus der Ökonomie.
Sie kreisen um die materielle Abhängigkeit,
in die Menschen dadurch geraten,
dass ihnen das Notwendigste zum Leben fehlt.
„Vergebung" ist ursprünglich der Schuldenerlass,
„Erlösung" ist der Freikauf aus Schuldknechtschaft.
Überschuldung ist zu einem zentralen Thema von
Beratung, Seelsorge und Sozialarbeit geworden.
Weil das Geld auch auf diese Weise die Herrschaft
über die Seelen antritt, brauchen wir eine armutsorientierte Diakonie - im eigenen Land wie weltweit.
Im Blick auf den Umgang mit dem Geld ist die Kirche
ein Anwalt der Armen.
Und sie ist ein Anwalt kommender Generationen.
Denen, die nach uns kommen, hinterlassen wir durch Staatsausgaben Schulden in Billionenhöhe. Nachhaltigkeit sieht anders aus.
Christen müssen weiterdenken.

Wolfgang Huber, Bischof in Ruhe auf dem Kirchentag in Dresden

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10953
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