Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Morgen feiern die Katholiken Fronleichnam. Und wir alle haben etwas davon: Denn Fronleichnam ist ein Feiertag. Keiner muss zur Schule und die meisten Menschen müssen auch nicht arbeiten.
Ich vergesse nie, wie ich einmal die Kinder im Kindergottesdienst gefragt habe:
„Welche kirchlichen Feiertage gibt es eigentlich?" - „Weihnachten!" rufen alle wie aus einem Mund. „Ostern." „Karfreitag" fällt ihnen auch noch ein. Bei „Pfingsten" und „Himmelfahrt" muss ich schon kräftig nachhelfen. Und dann überlegen sie lange und angestrengt, bis einer sagt:  „Ach, da gibt es doch auch noch den Frohen Leichnam."
„Fronleichnam" heißt es natürlich richtig und bedeutet „Leib des Herrn".
Aber mit Freude hat dieser katholische Feiertag auch zu tun; vielerorts bildet eine feierliche Prozession den Höhepunkt des Festes, auf der die Monstranz mit reichlichem Blumenschmuck und einer Hostie, also dem Symbol für den Leib Jesu, durch die Dörfer, Straßen und Felder getragen wird.
Ich würde einmal behaupten, Fronleichnam ist so katholisch, wie der Reformationstag evangelisch ist. Früher waren das Tage, an dem sich Katholiken und Protestanten gerne gegenseitig gepiesackt haben, indem sie jeweils am Feiertag des anderen Gülle ausgefahren haben...
Christen haben schon immer auf höchst unterschiedliche Weise ihren Glauben zum Ausdruck gebracht. Worum es an Fronleichnam inhaltlich geht hat auch für uns Evangelische eine zentrale Bedeutung: In jedem Abendmahl erinnern wir daran, dass Jesus Christus für uns gestorben ist, dass er seinen Leib, sein Leben für uns gegeben hat. Dabei werden uns Brot und Wein zu sichtbaren Zeichen zur Nähe zu Gott und zur Versöhnung mit ihm.
Jesus hat sein Leben aus Liebe hingegeben. Deshalb wird an Fronleichnam sein Leib symbolisch und sichtbar durch die Felder getragen. Damit wir uns auch im Alltag daran erinnern, dass der Geist der Liebe aus den Kirchenmauern heraus tritt und durch Felder und Wiesen geht und unser Leben gesegnet ist.
Bei den Katholiken schließt sich der Prozession meistens ein fröhliches Gemeindefest an. Und so gesehen hat das Kind aus dem Kindergottesdienst auch gar nicht so Unrecht, wenn es sagt: „Da gibt es doch auch noch den frohen Leichnam".

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10918
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