SWR3 Gedanken

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22JUN2011
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Der Kirschbaum ist ziemlich hoch. Die Leiter lässt sich zweimal verlängern. Und so stehe ich in 4 Metern Höhe und pflücke. Eigentlich total schön. Die Sonne scheint, Vögel zwitschern, um mich herum die reifen Kirschen. Aber auch ein bisschen wackelig. Ich muss vorsichtig sein. Und so dauert es, bis ich meinen kleinen Korb voll habe. Jedesmal wenn ich zu meiner Mutter komme schaue ich mir den Baum an. Zuerst war er noch ganz kahl, dann bekam er wieder frische Zweige, dann die herrliche Kirschblüte, die ersten Früchte - noch ganz grün. Und jetzt ist es soweit und ich steige mit einem ganzen Korb frischer Kirschen von der Leiter. Klar ist das nur Einbildung, aber diese Kirschen schmecken einfach 10 mal besser als alle Kirschen, die ich auf dem Markt kaufen kann. Das ist der Nachteil an der Überflussgesellschaft: Alles ist zu jeder Zeit zu haben. Ich gehe in den Supermarkt und kaufe, komme heim und esse. Verschwende keinen Gedanken an Wachsen, Reifen, Ernten. Der Kirschbaum bei meiner Mutter - das ist für mich wie ein Fingerzeig Gottes: Kirschen werden nicht einfach gemacht, hergestellt, sind immer zu haben, kosten nur ein paar Cent. Nein - Kirschen sind ein Geschenk Gottes. Haben eine Geschichte. Brauchen ganz viel Zeit. Total lecker!  Danke.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10893
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