SWR3 Gedanken

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19JUN2011
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Lichthupe hinter mir. Irgend so ein kleines blaues französisches Auto. Kriecht mir von hinten in die Stoßstange.  Obwohl ich zügig fahre! Dann - eine kleine Gerade. Das Französ-chen zieht mit heulendem Motor vorbei. Von vorne kommt Gegenverkehr, aber es reicht. In der nächsten Ortschaft muss ich an einer Fußgängerampel halten. Kinder wollen über die Straße. Wer steht vor mir: Genau. Der blaue Kleinwagen.
Ich frage mich ob Überholen etwas bringt. Und bekomme Antwort von der neuesten Studie des ADAC. Auf sechs Landstraßen wurde folgender Test gemacht. Strecke: 20 Kilometer. Ein Fahrer sollte defensiv, aber zügig fahren. Der zweite sollte konsequent überholen. Er musste sich aber an die Verkehrsregeln halten. Ergebnis: Fast immer erreichten beide Fahrer innerhalb der gleichen Zeit das Ziel. Nur selten gelang es dem Überholer eine Minute Vorsprung herauszuschinden. Das höchste der Gefühle waren zwei Minuten. Überholen ist übrigens die häufigste Unfallursache auf Landstraßen und kostet jedes Jahr etwa 400 Menschen das Leben. Angeblich spare ich mit Überholen Zeit. In Wirklichkeit stresse ich mich und andere und spare fast gar nichts. Das Verhalten auf der Landstraße ist für mich aber auch Spiegelbild meines sonstigen Lebensstils. Lebe ich auf der Überholspur, verfalle in Hektik, hetze von Termin zu Termin, oder gehe ich mit einer gewissen Gelassenheit durchs Leben? Eines ist mir aufgefallen: Wenn ich gelassen durchs Leben gehe, erlebe ich nicht weniger.

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