SWR4 Abendgedanken BW

SWR4 Abendgedanken BW

Um es gleich vorweg zu sagen: meine Erfahrungen mit dem Heiligen Geist sind nicht spektakulär. Vor ein paar Tagen haben wir Pfingsten gefeiert, das Fest des Heiligen Geistes.
Da habe ich mich gefragt: wie sind denn meine Erfahrungen mit dem Heiligen Geist?
Ich kann von keiner Ekstase oder Verzückung berichten. Mir hat keine Stimme vom Himmel einen besonderen Auftrag gegeben. Aber ich vermisse das auch nicht.
Ich kenne das Ergriffensein nur in gedämpfter Form. In kleinem Maßstab. Und das reicht mir.
Denn ich kenne Erfahrungen tiefer Geborgenheit und das Gefühl: jetzt werde ich berührt von einer anderen Welt.
Ich kenne die Erfahrung, dass mir plötzlich mein Weg klar wird, weil mir ein Licht aufgeht und ich weiß, was zu tun ist.
Ich erlebe bei mir und anderen die tiefverwurzelte Fähigkeit, zu hoffen.
Ich kenne die unerschütterliche Überzeugung, dass es Taten gibt, die sind unmenschlich und die muss man aufs schärfsten verurteilen.
Und ich kenne die gegenteilige ebenso feste Überzeugung, dass manche Taten einfach gut und richtig sind und tiefer Menschlichkeit entsprechen.
Ich kenne die atemberaubende Erfahrung von Schönheit - in der Natur oder in Kunstwerken, die von Menschen erschaffen wurden.
Und vor allem: Es sind immer wieder Worte der Bibel und die Geschichten von Jesus, die mich ansprechen, packen, bewegen und verändern. die mich überzeugen: Das ist wahr! So ist es richtig!
Natürlich kann immer jemand kommen und diese Erfahrungen in Frage stellen und bezweifeln, ob da der Heilige Geist am Werk ist.
Ich kann das ja nicht beweisen. Ich kann auch solche Erfahrungen nicht produzieren.
Aber sie gehören zu mir und ich vertraue ihnen - trotz der Zweifel, die ich ja auch manchmal habe.
Ich erlebe es deshalb immer wieder als ein Wunder und als ein Werk des Heiligen Geistes, dass ich glaube, dass ich darauf vertraue, dass Gott es gut mit mir meint. dass ich von den Worten und Taten Jesu, von seinem Tod und seiner Auferstehung so ergriffen und bewegt bin, dass ich weiß, in ihm spricht mich Gott an.
Es ist ein Wunder. Ich habe es nicht in der Hand, ich kann nicht darüber verfügen, aber ich doch ganz daran beteiligt.
Am besten kann man es mit der Liebe vergleichen. Auch sie ergreift mich, bewegt mich, verändert mich. Sie ist nicht mein Werk, ich habe sie nicht im Griff, aber ich bin ganz daran beteiligt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10880
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