Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Als Kind spielte ich mit einem Springteufel. Das ist ein altes Kinderspielzeug: Eine kleine Figur, ein Teufel etwa oder auch ein Clown, steckt in einem Kasten. Die Figur ist auf einer Feder festgemacht. Wenn man den Deckel öffnet, springt die Figur hervor.
Der Springteufel ist nicht nur ein Kinderspiel. Das hat der amerikanische Soziologe Peter Berger herausgefunden. Er hat sich intensiv mit dem Springteufel beschäftigt. Ihn hat nachdenklich gemacht, dass diese Figur immer wieder aufs Neue aus ihrer kleinen Kiste heraushüpfen kann. Berger kam auf die I-dee: Der Springteufel ist so ganz anders als der Clown. Denn der Clown tor-kelt durch den Zirkus, er stolpert über kleinste Hindernisse und rutscht auf Bananenschalen aus. Der Clown ist komisch, weil er so ungeschickt ist. Und deshalb lachen alle über ihn. Zugleich aber ist der Clown eine traurige Gestalt. Denn er geht immer wieder zu Boden. Egal was er macht. Der Springteufel dagegen springt immer wieder aus der Kiste – selbst wenn man sie mit aller Gewalt zudrückt. Er steht immer wieder auf.
Berger faszinierte dieses »Immer-wieder-Aufstehen«. Und er betont: Es steckt etwas Erlösendes in dem Springteufel. Etwas Leichtes und Befreiendes. Denn der Springteufel bleibt eben nie am Boden. Er rappelt sich immer auf. Er ist ein echtes Stehaufmännchen. Und so ist der Springteufel ein Symbol für die Auferstehung. Denn Christus, so Berger, ist auch eine >Stehaufmänn-chen<. Das ist keineswegs albern gemeint, sondern nimmt den Sinn des Wortes >Steh-auf-Männchen< ernst. Jesus steht auf – und das begründet auch die Hoffnung, selbst wieder aufstehen zu dürfen. Gerade wenn man im Leben ausrutscht und hinfällt.
Ich gebe zu, es mag komisch klingen, Jesus als Stehaufmännchen zu bezeich-nen. Aber es befreit auch – zum Lachen, zum Feiern, zum Erlöst-Sein – hier und jetzt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1087
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