SWR2 Wort zum Tag

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„Das Evangelium nach Pilatus" - in der Bibel gibt es das nicht. Aber der Bestseller-Autor Eric-Emmanuel Schmitt hat einen Roman mit diesem Titel veröffentlicht. Eine spannende und zeitgemäße Auseinandersetzung mit dem, was Kern der christlichen Botschaft ist, und damals wie heute so schwer zu glauben und noch schwerer zu begreifen - die Auferstehung Jesu.
Der historische Pilatus war zu Lebzeiten Jesu römischer Statthalter in der Provinz Palästina, also eine Art „Gouverneur". Er hatte damit zugleich das Amt des obersten Richters inne. Das Neue Testament erzählt, wie Jesus vor Pilatus der Prozess gemacht wurde. Pilatus war ein Realpolitiker und scheute den Konflikt mit der jüdischen Priesterschaft, die wegen Gotteslästerung Jesu Tod forderte. Schließlich gab er ihrem Drängen nach und unterschrieb das Todesurteil.
Schmitt schildert Pilatus als einen Skeptiker. Jesus sei von den Toten auferstanden - behaupten seine Anhänger. Pilatus hält das für unmöglich und versucht das Phänomen „Auferstehung" mit Polizeimethoden aufzuklären: Verdacht auf Diebstahl des Leichnams Jesu, Untersuchung des Grabes, Verhöre der Jünger und so weiter - die ganze Palette des kriminalistischen Handwerks.
Mitten in den Ermittlungen kommt Pilatus seine Frau Claudia in die Quere. Sie hat eine gewisse Sympathie für den Mann aus Nazareth. Vor längerer Zeit war sie Jesus begegnet. Er hatte sie von einer schweren Krankheit geheilt. Deshalb erhob sie gegen die bevorstehende Verurteilung und Kreuzigung Einspruch. Doch bei ihrem Mann vermochte sie nichts auszurichten. Inzwischen - nach Jesu Tod - hat sich Claudia der Jüngerbewegung angeschlossen.
Langsam, ganz langsam beginnt der skeptische Widerstand von Pilatus zu bröckeln. Er macht sich auf die Suche nach seiner Frau und begegnet einer Reihe von Menschen, deren Leben durch die Liebesbotschaft Jesu verändert wurde. Das sind andere Begegnungen als die Verhöre und Zeugenbefragungen von einst. Und nun spürt Pilatus auch, warum es den so genannten Anhängern Jesu nicht um den toten Jesus im Grab geht. „Auferstehung" ist mehr: „Unsere Welt wird durch die Liebe Gottes verwandelt" - so sagt es Pilatus in Schmitts Roman und kommt damit dem Bekenntnis aus dem biblischen ersten Johannesbrief nahe: „Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen einzigen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen."

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