Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die Top-Manager der japanischen Konzerne sind zu beneiden. Jedes Jahr spendiert ihnen die Firmenleitung einen Urlaub in einem buddhistischen Kloster. Mindestens eine Woche sollen die Männer aus den Chefetagen dort ohne Handy, PC oder Fernsehen zur Ruhe kommen. „Kloster auf Zeit".
Zweck der Übung ist aber nicht vordergründig der Abbau von Stress. Ausspannen und Erholen könnten sich die Manager ja auch in ihrem normalen Urlaub.
Die Unternehmen haben vielmehr erkannt: Wer immer nur von Termin zu Termin hetzt, der hat keine Zeit über das nachzudenken, was er eigentlich tut. Wie sollen die verantwortlichen Planer erfolgreiche Strategien entwickeln können, wenn sie nur reflexartig auf akute Ereignisse reagieren? Wer sich im Tagesgeschäft verliert, büßt jede Kreativität ein.
In der Abgeschiedenheit eines Klosters kommen die Manager zum Nachdenken. Ohne Zeitdruck lassen sich Gedanken entwickeln, Argumente Pro und Contra durchspielen, neue Konzepte entfalten. Ganz billig sind diese Freizeiten gewiss nicht. Aber die langjährige Erfahrung zeigt: die klösterlichen Auszeiten ihrer Manager zahlen sich für die Unternehmen letztlich aus. Warum machen das nur Betriebe in Japan? Wäre das nicht auch ein Modell für uns? Man stelle sich vor: unsere Politiker, Wirtschaftsführer und Wissenschaftler hätten mehr Zeit zum Nachdenken. Das käme uns allen zu Gute! Vieles wäre im Alltagsgeschäft dann nicht so kurzatmig, aufgeregt und unausgegoren. Und wer weiß, wie segensreich sich solche schöpferischen Pausen auch in der Kirche auswirkten? Gerade hier werden neue Ideen gebraucht, um die Herausforderungen der Gegenwart zu bestehen. Denkverbote ließen sich hinter Klostermauern eher überwinden als bei Arbeitssitzungen und in Pressekonferenzen.
Schade, dass sich das japanische Modell bei uns noch kaum herumgesprochen hat. Vielleicht erzählen Sie ja Ihrem Chef einmal davon. Man kann ja nie wissen ...

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10827
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