SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Es kracht im Gebälk. Keine Frage. Über 300 Theologen melden sich kritisch zu Wort, die Bischöfe beraten kontrovers und können sich nur auf den kleinsten gemeinsamen Dialognenner einigen, die Gemeinden schwanken zwischen resignativer Ergebung und mutigem Aufbruch.. Der Problemstau ist immens. Wer sich nicht längst verabschiedet hat oder innerlich auf Distanz geht, steht betroffen vor dringlichen Fragen.
Keine Zeit im Kirchenjahr ist so geeignet, sich solchen Fragen zu stellen wie diese jetzt. Gerade haben wir Christi Himmelfahrt gefeiert, Jesus hat demnach endgültig sein Ziel erreicht und ist uns vorausgegangen. Pfingsten steht noch bevor, derHeilige Geist ist noch nicht ausgegossen. Diese 10 Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten sind eine förmlich geistlose Zeit. Nie ist schmerzlicher zu spüren, wie sehr uns Gottes Geist noch fehlt und: wie wenig Raum wir ihm geben. „Komm herab, o heiliger Geist, / der die finstre Nacht zerreißt, / strahle Licht in diese Welt." So heißt es in einem bald tausendjährigen Hymnus. In der Tat: Nichts haben wir nötiger als diesen Geist Gottes, der die finstre Nacht zerreißt und der Kirche zu einer erneuerten, reformierten Gestalt verhilft.
Mit Schönheitsreparaturen ist es nicht getan, mit schnellen Lösungen auch nicht, wer hätte die schon. „Was befleckt ist, wasche rein, /Dürrem gieße Leben ein, / heile du, wo Krankheit quält." Wer dächte da nicht an die bitteren Sexskandale, aber auch an die verbreitete Kirchenmüdigkeit? Wer hätte nicht selbstkritisch zu fragen, wie es mit seinem Christsein steht? Wie vieles scheint tatsächlich dürr und vertrocknet, krank und kränkend. Aber der Geist ist lebendig und er macht lebendig. Unter der Asche ist Feuer. Mag es im Gebälk krachen, mag manches zusammenkrachen, der pfingstliche Geist ist die Energie des Anfangs vom Ursprung her, vom Grund. „Wärme du, was kalt und hart, / löse, was in sich erstarrt, / lenke, was den Weg verfehlt. // Gib dem Volk, das dir vertraut, / das auf deine Hilfe baut, / deine Gaben zum Geleit." Die Kraft des Osterglaubens zeigt sich in diesem Schrei nach dem heiligen und heilenden Geist. Er ist dort lebendig, wo Christenmenschen der Versuchung zur Resignation widerstehen und weder bitter noch gleichgültig werden. Er wirkt dort, wo er mitten hineinführt in die Weglosigkeiten der gegenwärtigen Situation und uns doch Mut macht, neue Wege zu suchen und zu gehen

 

 

 

 

 

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