SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Wo Dein Schatz ist, da wird auch Dein Herz sein." Von Jesus ist dieser Satz überliefert. Der evangelische Kirchentag in Dresden hat ihn zu seinem Motto gewählt. „Wo Dein Schatz ist, da wird auch Dein Herz sein." Ein Satz, der zu-trifft. Woran mein Herz hängt, das trägt und bestimmt mein Leben. Woran ich mein Leben orientiere. Wie ich andere Menschen sehe. Woran ich sie messe und mit ihnen umgehe.
„Wo ist Dein Schatz, wo ist Dein Herz?" Diese Frage ist ein Prüfstein. Aber wenn ich mit meinem Leben eine gute Antwort darauf finde, kann sie auch zum Edelstein werden.
Aber zuerst ist sie eine Prüffrage. Wem folgt mein Herz? Materiellen Zielen? Ein Wunder wäre es nicht, bei dem Stellenwert, den Geld in unserer Gesellschaft hat. Es bestimmt den Herzschlag unserer Gesellschaft. Bis hinein in die Kultur. Ihren und meinen auch?
Martin Luther hat den Prüfsatz Jesu noch zugespitzt: „Woran Du Dein Herz hängst, das ist Dein Gott." Und hat gemeint: Geld ist sehr erfolgreich als Gott, als Lebensbasis.
Wie nachhaltig Geld Herz und Leben eines Menschen prägen kann, erzählt Wilhelm Hauff in seinem Märchen „das kalte Herz", aus der Frühzeit des Kapitalismus. Die Hauptperson ist Peter Munk. Von Beruf Köhler. Arm und darum ganz unten in der gesellschaftlichen Skala. Das Geld macht was mit Peters Herz. Das Geld, das die anderen haben und er nicht. Angst frisst sich in sein Herz. Und Selbstverachtung. Wer bin ich ohne Geld? Je kleiner Peter sich macht, umso mehr sehnt er sich nach Geld. Im Märchen wendet sich sein Schicksal. Der Holländermichel macht Peter reich. Allerdings um den Preis seines Herzens. Statt seines eigenen warmen Herzens bekommt er ein steinernes, kaltes. Zuerst eine Wohltat: Kein Mitgefühl belastet ihn mehr, keine Trauer, nicht einmal mehr Angst um sich selbst. Aber er kühlt menschlich aus und alles wird schal. Nur Geld bewegt ihn noch. So sehr, dass er seine Frau erschlägt, weil sie einem Bettler zu essen gibt. - Wie es sich für ein Märchen gehört, geht auch das von Peter Munk gut aus. In seinen Träumen erkennt er sich. Er erschrickt, wie der Geldgott ihn deformiert hat. Und er wünscht sich sein warmes Herz zurück, das lieben und vertrauen kann.
„Wo Dein Schatz ist, wird auch Dein Herz sein." Geld macht etwas mit einem. Wenn man spürt, dass es einen kalt macht, ist Gefahr im Verzug. Und umkehren angesagt. Anfangen könnte das mit der schlichten Bitte: „Gib mir ein warmes Herz, das lieben und vertrauen kann, Gott und den Menschen."

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