SWR2 Wort zum Tag

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Das gab es in der katholischen Kirche in Württemberg noch nie: Ganz offiziell wurde vor ein paar Wochen ein Seligsprechungsverfahren für einen Bischof aus Rottenburg eröffnet. Der sogenannte Bekennerbischof aus der Zeit des Nationalsozialismus: Bischof Joannes Baptista Sproll. Sein Wahlspruch als Bischof lautete: „Fortiter in fide", „Tapfer im Glauben". Und das hat er wörtlich genommen. Er war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Während der Zeit des Nationalsozialismus bewies Bischof Sproll großen Mut. „Seid stark im Glauben, seid tadellos im Wandel, seid selbständig im Urteil!" rief Bischof Sproll auf seinen Bischofstagen den Menschen zu und ermunterte sie, sich mutig zu Christus zu bekennen.
Schon bald erkannte er, dass die nationalsozialistischen Machthaber Christentum und Kirche beseitigen wollten. In Predigten und Hirtenbriefen kritisierte er diese Politik offen und deutlich. Das brachte ihn zunehmend in Bedrängnis. Es gab insgesamt sieben gewalttätige Demonstrationen gegen den Bischof. Das Bischöfliche Palais wurde teilweise zerstört und entzündet. Doch der Bischof blieb ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Als es zur Abstimmung zum Anschluss Österreichs im Jahre 1938 kam, ging er demonstrativ nicht hin. Das seine Wahlenthaltung Konsequenzen für ihn haben werde, war ihm klar. Unter Hetzparolen wurde er aus seinem Bischöflichen Palais vertrieben.
Jahre später ist er in seine Bischofsstadt zurückgekehrt, auf einem Bischofsstuhl wurde er respektvoll hineingetragen. Nicht nur, weil es damals so üblich war, sondern weil er für viele zu einem großen Vorbild geworden ist: Tapfer im Glauben.
Seitdem hat die Diözese einen Bekennerbischof, der zu seinem Glauben stand, auch als es schwierig wurde.
Nun soll dieser Bischof selig gesprochen werden. Für viele ist der Rottenburger Bischof Sproll schon lange ein Heiliger.
Vor kurzem haben sich Zeitzeugen getroffen und erzählt, wie sie den Bischof erlebt haben. Gerade auch für viele junge Menschen soll Bischof Sproll eine Faszination ausgestrahlt haben. Ein freundlicher, stattlicher Mann, mit einem schönem Gesicht und warmen Augen, haben manche erzählt. Es gibt einige, die sich an den Mut des Bischofs erinnern. Und bestimmt gibt es viele, die mehr von ihm erfahren wollen. Daher braucht es die Zeitzeugen, die weiter erzählen, was sie wissen, und die sich an das Gute erinnern.
Jede Zeit braucht Glaubenszeugen, die Vorbild sind für andere.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10709
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