SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ihr werdet immer erhört. Was ihr erbittet, wird euch gegeben. Bittet und ihr könnt nehmen, was ihr erbeten habt. Das verspricht Jesus seinen Jüngern beim Abschied von ihnen, wie ihn das Johannesevangelium schildert. Wie soll man das verstehen? Wie kann man das glauben? Menschen, die beten, wissen, dass sie im Gebet alles aussprechen können, was sie bewegt. Dass man, wie es ein schönes Bild ausdrückt, vor Gott sein Herz ausschütten und ihm sagen kann, was man keinem Menschen sagen würde. Manchmal fällt das Beten zwar schwer; das Gebet kann verstummen, weil man das Gefühl hat, wie gegen eine Wand zu sprechen. Wer betet, weiß aber, dass man gegen diese Erfahrung anbeten kann und beim Beten bleiben oder zu ihm zurückkehren soll. Denn es ist zugesagt, dass Gott alle Gebete hört, auch wenn nur ein Seufzen über die Lippen kommt. Wer betet, weiß aber auch, dass nicht alle Wünsche, die man im Gebet vor Gott ausspricht, erfüllt werden. Und manchmal ist es so, dass auch, was man ganz dringend braucht, eben nicht gegeben wird, dass es trotz aller Bitten beim Leid, beim Schmerz, bei Überforderung und Versagen bleibt. Immer erhört? Wie soll man das verstehen? Wie kann man das glauben?
Jesus verspricht die Erhörung denen, die in seinem Namen beten. So kann man Gebete ja abschließen: ... in Jesu Namen. Amen. Aber das ist gewiss keine magische Formel, durch die man erreichen kann, was man wünscht. Aber was bedeutet es dann? Ich denke daran, was gemeint ist, wenn ein Mensch im Namen eines anderen spricht oder handelt. Er sagt oder tut dann etwas im Auftrag und im Sinne des Auftraggebers. Wenn also etwas im Namen eines anderen gesagt oder getan wird, ist der, in dessen Namen es geschieht, ist der Auftraggeber immer dabei.
Dass Jesus bei seinen Jüngern, dass er bei und mit mir sein will, das hat er zugesagt. Wenn ich in seinem Namen bete, ist er dabei und betet mit mir. Dies gibt meinem Bitten Gewicht. Gott hört und erhört es. Wenn Jesus bei mir und mit mir ist, macht er aber auch etwas aus mir. Er zeigt mir die Verantwortung für das Leben, das Gott liebt. Er erlaubt nicht, auf Gott abzuschieben, was ich in seinem Auftrag tun kann und soll. Er nimmt mir aber auch immer wieder die Angst, die lähmende Sorge um mich selbst und lässt mich immer neu glauben, dass ich keinen Augenblick von ihm verlassen bin. Dies alles hilft, in seinem Sinne zu beten - und im Gebet auch zu sagen: Dein Wille geschehe.

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