SWR3 Gedanken

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Gewalt bringt nichts. Nichts von Bestand. Man kann versuchen, Menschen zu unterdrücken durch Gewalt. Das sehen wir derzeit in Libyen und Syrien. Man kann sie damit ruhig stellen für ein paar Jahre, vielleicht. Aber das hat keinen Bestand. Mit Gewalt kann man keinen Staat machen. Weder in der großen Politik, noch im Kleinen von Familie, Betrieb oder Dorf.
Jesus war zeitlebens von der Gewalt bedroht. Und er hat immer geahnt, dass er einmal gewaltsam sterben würde. Zu welchem Ergebnis ist er gekommen?
Wenn du willst, dass es weniger Gewalt gibt, musst du auch mal was einstecken. Das war sein Fazit. Er hat das so formuliert:
Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin;
Ein ungeheuerlicher Satz. Jesus hatte dabei die römischen Besatzer vor Augen. Die haben schon mal zugelangt, wenn ein Jude damals nicht richtig gespurt hat.
Wenn du eine Ohrfeige bekommst auf die rechte Wange, halt auch die linke hin.
Eine Zumutung. Eine sehr kluge Zumutung. Wenn ich nämlich die linke Wange hinhalte, heißt das ja:
Ab jetzt übernehme ich die Regie. Hier bitte, ich erlaube dir, auch auf die Seite zu schlagen. Weil: Stark genug bin ich allemal. Deshalb triffst du mich auch nicht, wenn du zulangst. Was du erwischst, ist nur Haut, nur Oberfläche. Was du aber wirklich treffen willst: meine Ehre, meine Würde, die kriegst du nicht. Die steht auf einem ganz anderen Blatt.
Die geb ich nicht in anderer Leute Hände.
Die Linke auch noch hinhalten. Ein ganz starkes Stück. Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Aber ich weiß, so jemand würde mich überzeugen. Weil er seinen Gegner als hohlen Schläger entlarvt.
Nicht als Opfer der Gewalt. Als Täter der Gewaltlosigkeit.

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