SWR2 Wort zum Tag

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Ab morgen regieren sie wieder, die Eisheiligen: Pankratius, Servatius und Bonifatius. In manchen Gegenden zählt auch noch Sophia, die kalte Sophie dazu. Die Feste dieser Heiligen werden zwischen dem 12. und 15. Mai gefeiert - Tage, die vor allem von Bauern gefürchtet waren. Denn plötzliche Kälteeinbrüche Mitte Mai sorgten immer wieder für Missernten und Hunger.  Schuld darin sind zwar nicht die Eisheiligen, sondern kalte, polare Luftströmungen. Aber bis heute sind es die Tage dieser Heiligen, die mit dem schlechten Maiwetter verbunden werden. Wer aber waren diese Eisheiligen? Ich finde Pankratius besonders spannend. Sein Fest feiert die katholische Kirche morgen. Bekannt ist vom ihm so gut wie nichts. Er lebte wohl Ende des 3. Jahrhunderts in Phrygien in der heutigen Türkei und wurde als Jugendlicher in Rom hingerichtet. Sein Verbrechen: Pankratius war Christ. Mehr ist nicht bekannt. Nur dies noch: Als Heiliger wird Pankratius ab dem 5. Jh. in Rom verehrt. Historisch ist also kaum etwas verbürgt - dafür ranken sich umso mehr Legenden um Pankratius. Viele kreisen um das Thema Eid und Meineid. Warum? Wahrscheinlich, weil Pankratius selbst als jemand galt, der hartnäckig an der Wahrheit seines Glaubens festgehalten hat. Den auch Verfolgung und Folter nicht abschrecken konnte. So wird das Grab des Pankratius in der Folge zur Pilgerstätte für alle, die einen Eid schwören und diesen durch den toten Heiligen bestätigt haben wollen. Denn wenn es ein Meineid ist, dann wird der Übeltäter, wie es in einer der Legenden heißt, „von einem Dämon hinweg gerissen oder er stürzt zu Boden und haucht seinen Geist aus." Pankratius gilt als so gestrenger Herr über Eid und Meineid, dass selbst andere Heilige da nicht mehr mitkommen. So bringt in einer Legende ein Richter zwei Streitparteien zum Grab des Heiligen Petrus. Hier sollen beide einen Eid auf ihre Unschuld schwören. Beide tun das - und es passiert nichts. Da ruft der Richter zornig: „Dieser alte Sankt Peter ist zu barmherzig zu den Sündern, darum lasst uns zu dem jungen Sankt Pankratius gehen." Auch am Grab von Pankratius schwören beide wieder ihre Unschuld. Diesmal aber stirbt der Schuldige, kaum dass er seinen Meineid geschworen hat. Pankratius, ein Jungendlicher noch - aber so streng, wie manchmal das Wetter Mitte Mai. Aber auch ein Heiliger, der mich daran erinnert, dass es wichtig ist, zu seinem Wort zu stehen. Sich selbst ernst zu nehmen.

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