SWR3 Gedanken

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An sich sind die Heiligen in der katholischen Volksreligion
eher für das Gute zuständig - für Schutz und Hilfe,
für das Wiederfinden von verlorenen Sachen und so.
Drei Männer und eine Frau dagegen hat es übel getroffen:
Pankratius, Servatius, Bonifatius heißen sie - und die kalte Sophie.
Alle zusammen sind sie „die Eisheiligen".
"Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind drei frostige Bazi,
und am Schluss fehlt nie die kalte Sophie." Alte Bauernregel. Aber damit tut die Volksfrömmigkeit ihnen eigentlich Unrecht.
Einen von ihnen, den Bonifatius, den Tagesheiligen für heute,
den haben sie sogar in kochendem Pech gefoltert und ermordet,
weil er Christ bleiben wollte. Alles andere als ein Eis-Heiliger.
Dass ausgerechnet sie zu den Eisheiligen geworden sind,
verdanken sie einfach dem Kalender.
Mitte Mai, also seit Mittwoch und noch bis morgen,
stehen die vier im Heiligen-Kalender.
Und es war ja ganz lange so in unserer Gesellschaft,
dass die meisten Leute sich die Heiligen-Tage gemerkt haben
statt der abstrakten Datumszahlen.
Viele kennen heute noch den Johannis-Tag.
Und Mariä Lichtmess vielleicht, am zweiten Februar. Und Weihnachten, klar.
Oder eben die Eisheiligen. Mitte Mai -
da kann es ja leider noch mal giftigen Frost geben.
Wenn da gerade die Weinstöcke in Blüte stehen,
dann war's das mit der guten Ernte.
In voraufgeklärten Zeiten, ganz stark abhängig zudem von der Landwirtschaft
und damit natürlich auch vom Wetter und vom Klima,
da hatten die Leute dann schnell die Schuldigen sozusagen gefunden.
Die Eisheiligen eben. Ganz nett doch immerhin, aus heutiger Perspektive betrachtet,
dass man den paar Heiligen einen so gewaltigen Einfluss zugeschrieben hat.
Sollten wir heute doch mal suchen,
welcher Heilige denn wohl zuständig ist für die Rettung des Weltklimas.
Nur so als Symbolfigur natürlich - weil: retten müssen die lebenden Menschen
ihre Welt schon auch selbst. Egal, ob's jetzt heute frostig ist oder schön warm.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10603
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