SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Die Aufgabe hatte den jungen Mann ziemlich unerwartet getroffen.
Manfred Lütz erzählt, dass er damals gerade in Rom studierte;
ein Jugendkaplan aus Deutschland rief ihn an:
Er ist gerade dabei, eine Romfahrt vorzubereiten - mit jungen Leuten,
teils mit, teils ohne Behinderungen. Rollstuhlfahrer inklusive.
Und er, der Student in Rom,
könnte doch vielleicht ein paar Führungen für die Gruppe machen.
Es muss abenteuerlich gewesen sein:
Das Hotel kein bisschen rollstuhlgeeignet -
aber Frühstück im vierten Stock.
Da haben die Jugendlichen eben die anderen aus den Rollstühlen gehoben
und auf den Rücken genommen - ebenso wie die Rollis auch.
Alles keine Fachleute. Niemand ausgebildet als Sonderpädagoge.
Es musste einfach sein. Wider alle Erwartungen gelang den über vierzig Jugendlichen nach dieser Übung sogar eine Erstbesteigung.
Zu Rom gehört das einfach dazu:
Man sollte mal auf dem Petersdom gewesen sein -
mit dem Fahrstuhl bis auf's Dach - das ist leicht, auch für Rollis.
Aber dann innen in der Kuppel bis in die Laterne auf der Spitze:
Mir ist das schwer gefallen; es ist stellenweise sehr eng und niedrig,
viele Treppenabschnitte sind nur sozusagen in Schräglage zu bewältigen.
Runter manchmal noch schwieriger als hinauf.
Gut abgestützt und immer einen Blick zur Decke.
Und das hat diese Truppe damals geschafft - immer nach dem Motto:
Nur was alle können, können wir machen. Wie gesagt: Alles nur ganz normale Teilnehmer einer Reise nach Rom.
Christen und NichtGetaufte dabei. Alle ohne spezielle Ausbildung
für die Betreuung von Menschen mit Behinderungen.
Aber offenbar alle bereit, einfach zu tun, was notwendig ist.
Und in dem klaren Bewusstsein:
Spaß haben wir nur gemeinsam oder eben gar nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10602
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