SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Nennen wir sie Emma - dass sie ihren wirklichen Namen
für sich behält, gehört zu ihrer Aufgabe.
Emma arbeitet ehrenamtliche in einer Telefonseelsorge.
Anonym ist sie, wenn sie sich am Telefon meldet -
und namenlos kann bei der Telefonseelsorge auch jede und jeder anrufen,
ohne weitere Informationen über sich selbst preiszugeben.
Diese Anonymität, sagt Emma, ist erst mal ein großes Problem.
Da hilft es sehr, dass wir in der Ausbildungsgruppe miteinander arbeiten.
Denn - zweites Kennzeichen der ehrenamtlichen Arbeit in der TS,
wie sie es gern abkürzen:
Wer neu einsteigt, geht erst einmal durch eine längere Ausbildung.
Das ist einfach erforderlich - so Gespräche am Telefon
können gelegentlich ziemlich brenzlig werden.
Andererseits geben die Kirchen und die Trägervereine ihren Leuten
damit auch ein wichtiges Signal: wir trauen euch was zu.
Deswegen investieren wir in euch schon mal im Voraus.
„Ich hatte eine Ausbildung zur Beraterin erwartet", berichtet Emma;
„und habe stattdessen erfahren, was Seelsorge ist:
Hören, nicht nur mit den organischen Ohren,
was hinter dem Gesagten steht. Spüren, was jetzt gut tun könnte.
Raum geben, damit ein Gedankengang sich entwickelt...
Oder den Schmerz mit aushalten um im Zuhören zu begleiten."
Immer - und das bewundere ich wirklich  sehr -
ohne den Menschen am anderen Ende zu kennen oder auch nur zu sehen.
Und ganz ohne auch nur ein bisschen angeben zu können mit diesem Job.
Alles anonym - und deswegen kann Emma nur ausweichend antworten,
wenn jemand fragt: „Wo gehst du denn eigentlich hin nachts um elf?"
Und deswegen kann ich ihr Engagement hier auch nur anonym würdigen -
dabei ist Emma eine von sechstausend Ehrenamtlichen
allein in der Telefonseelsorge.
Ihr und ihnen und den vielen anderen gilt die Woche für das Leben -
ökumenisch, von beiden großen Kirchen wie die TS ja auch.
Gut dass ihr da seid - in aller Stille und unerkannt.
Und Dank, dass es euch alle gibt!  
 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10599
weiterlesen...