SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Vor wenigen Tagen ist sie sechzehn geworden. Doch seit Wochen höre ich von meiner Tochter schon, was sie dann endlich alles darf: Endlich in Gaststätten Alkohol bestellen. Endlich im Kino Filme ab 16 ansehen. Endlich bis Mitternacht in der Stadt ausgehen. Ob sie all das auch wirklich tun wird? Sie weiß es wohl selbst noch nicht. Es ist auch gar nicht so wichtig. Einfach zu können, wenn man denn möchte, das ist es! So schmeckt Freiheit.

Trotzdem klafft zwischen Wollen und Können ja nicht selten ein breiter Graben. Auch in einer freien Gesellschaft wird der Geschmack von Freiheit durch Grenzen getrübt. Wenn zum Beispiel das Geld fehlt, um sich Wünsche zu erfüllen. Oder wenn Körper oder Geist nicht mehr so funktionieren, wie wir vielleicht gern möchten. Wenn jemand ans Haus gefesselt ist, oder in der eigenen Welt seiner Demenz versinkt. Und schließlich: Freiheit bedeutet immer auch ein gehöriges Maß an Verantwortung. Für sich selbst und für andere. Jeder Weg, den ich einschlage, hat Konsequenzen, schließt in der Regel andere Wege aus.

Das alles ist auch meiner Tochter irgendwie klar. Und doch ist da diese Sehnsucht nach Freiheit, die offenbar allen Menschen gemeinsam ist. Zur Freiheit seien wir schließlich befreit, lese ich schon in der Bibel. Zur Freiheit, das jeweils Richtige für mich und andere zu finden und auch zu tun. Und zwar ich ganz allein und niemand sonst. Ob es auch immer gelingt - das ist eine andere Frage.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10535
weiterlesen...