SWR4 Abendgedanken RP

SWR4 Abendgedanken RP

Der vergessene Unterschied zwischen Leistung und Fruchtbarkeit
„Wer immer ackert, erntet nicht!" Was für ein Spruch! Jetzt im Frühjahr sind ja die Bauern wieder auf dem Feld unterwegs und haben viel zu ackern. Aber auch am Schreibtisch wird geackert. Oft bis tief in die Nacht hinein und am nächsten Morgen weiter.
„Wer immer ackert, erntet nicht!" Ich verstehe diesen Satz erst einmal so: Wer sich in seinem Leben keine Ruhetage gönnt, der wird schon bald das Gefühl haben, ständig in einem Hamsterrad zu laufen, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Eine hilfreiche Unterbrechung hat in diesem Jahr wie alle Jahre die Fastenaktion der evangelischen Kirche angeboten. 7 Wochen ohne Alkohol, ohne Zigaretten, ohne Süßes oder ohne faule Ausreden leben. Das haben viele auch in dieser Fastenzeit versucht.  Ich habe versucht, regelmässig zu meditieren.
Beim Meditieren komme ich oft zur Ruhe und höre in mich hinein und auf das, was Gott mir sagen will. Und merke, wie befreiend das ist. Wie es mich verändert und ich sensibler werde für mich selbst und die Menschen um mich herum. Seit ich das mache, kann ich das Leben ganz neu genießen, werde wacher und bekomme neue Kraft für die Aufgaben, die vor mir liegen. Hin und wieder schweigen statt immer nur zu reden - das tut mir gut.
Wie das geht? Es beginnt damit, dass ich meine Hände öffne. Ich stelle mir vor, dass ich etwas bekomme. Dass ich mir etwas schenken lasse, das ich mir selbst nicht geben kann. Für ein paar Minuten gebe ich die Kontrolle ab und mache mich frei von der Vorstellung, verantwortlich zu sein.
Ich glaube, das ist wichtig, auch sonst im Leben. Nicht immer nur ackern und verantwortlich sein und sich kümmern. Sondern wahrnehmen, was schon da ist. Vielleicht ist aus dem, was ich mal gesät habe, schon etwas geworden. Vielleicht warten da Früchte meiner Arbeit, die nur noch geerntet werden müssen.
Wie das konkret geht? Ich lege dazu manchmal einen Oasentag ein. Einen Tag lang habe ich keine Termine und keine Aufgaben, denen ich gerecht werden muss. Einen Tag lang genieße ich, dass das Leben es gut meint mit mir. Auch wenn Ihnen das manchmal ganz anders vorkommt. Es gibt viel mehr zu ernten als man so meint.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10490
weiterlesen...