SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

und einer Hoffnung

So ein Esel - denke ich, als ich mich mal wieder über meinen Nachbarn ärgere. So ein Esel, so ein dummer Mensch. Der Esel gehört nicht unbedingt zu den Tieren, die beliebt sind. Er gilt als eigenwillig und ungehorsam - und sein gequältes, langgezogenes I-a klingt auch nicht besonders schön. So ganz anders als das Wiehern eines stolzen und sportlichen Pferdes. Der Esel ist immer schon das Pferd der kleinen Leute gewesen.
Und so ist es kein Zufall, dass der Esel auch im Leben des Jesus von Nazareth eine besondere Rolle spielt. Schon bei seiner Geburt, so berichtet es die Bibel, gehört der Esel mit in den Stall von Bethlehem. Keine Weihnachtskrippe ohne Ochs und Esel. Und auch in den letzten Tagen vor seinem Tod spielt ein Esel eine wichtige Rolle. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Schon seit Wochen sorgt er für Gesprächsstoff: er redet so ganz anders von Gott als die Lehrer und Theologen der damaligen Zeit. Er macht Menschen gesund und er macht ihnen Hoffnung. Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden. Jesus wird in Jerusalem fast wie ein Superstar empfangen. Aber er tritt so ganz anders auf als ein Superstar: Nicht hoch zu Ross, sondern auf einem einfachen Esel reitet er in die Stadt hinein. Und die Leute auf der Straße sind begeistert: Das ist einer von uns, der steht auf unserer Seite. Der sorgt für unser Recht, dafür, dass keiner ausgegrenzt und ausgebeutet wird.
Der macht uns Mut!
Wie kann man nur so dumm sein und an das Gute glauben? Und sich dafür engagieren? Denken viele bis heute. So ein Esel!
Ein paar Tage nach seinem Einzug in Jerusalem ist Jesus mit seiner Hoffnung scheinbar erledigt. Er wird gekreuzigt und stirbt. Aber seine Hoffnung, die Kraft, die von ihm ausgeht, ist bis heute nicht totzukriegen. Bis heute gibt's diese Esel, die sich mutig für Andere engagieren und die ihre Hoffnung nicht aufgeben. Komisch, oder?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10473
weiterlesen...