SWR2 Wort zum Tag

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In der Kirche gibt es Streit. Schon einige Jahre. Quer zwischen all den Menschen, die sich der Mühe unterziehen, etwas von Jesus von Nazareth zu begreifen. Der Streit dreht sich um die Frage, ob der Tod Jesu ein Opfertod war.
Für viele Menschen ist das kein Problem. Sie sind diesem Thema in ihrem Leben nie begegnet. Für Christen geht es bei diesem Streit aber um eine zentrale Frage ihres Glaubens. Dass dieser Jesus ein Mensch ist, der beispielhaft gelebt hat, das ist leicht nachzuvollziehen. Jesu Zuwendung zu kranken Menschen. Sein Einsatz für Menschen am Rande der Gesellschaft. Sein unerschrockenes Auftreten gegenüber denen, die das Sagen hatten. Sein beispielhaftes Gottvertrauen. Dieser Jesus hat ein Leben gelebt, dessen Konsequenz ihn in Konflikt mit den herrschenden Cliquen geführt hat. Mit den obersten Glaubenshütern. Mit der römischen Besatzungsmacht. Um das so zu sehen, muss man kein Christenmensch sein.
Dass sein Tod aber ein Opfer war. Und womöglich eines, an dem Gott Gefallen gefunden haben könnte. Darüber gehen die Meinungen gerade unter Christen auseinander. Die Bibel benutzt tatsächlich an einigen Stellen den Ausdruck Opfer, um den Sinn des Todes Jesu zu beschreiben. Heute ist dieser Ausdruck anders gefüllt als früher. Opfer sind häufig sinnlose Opfer. Kriegsopfer. Verkehrsopfer. Wir können das Wort Oper aber auch anders verstehen. Ein Mensch, der seine Kräfte für andere Menschen einsetzt. Der an die Stelle anderer tritt. Sich solidarisch verhält. Da geht es  noch  einmal um etwas anderes.
Auf Jesus treffen diese Sätze in hohem Maße zu. Er trat für andere Menschen ein. Nahm ihnen die Angst. Rief ihnen ihre Würde ins Bewusstsein. In diesen Auseinandersetzungen hat er sein Leben riskiert. Und verbraucht. Aber nicht ohne Sinn. Und schon gar nicht vergeblich. Gott hat sein Handeln ins Recht gesetzt. Hat dem Leben und nicht dem Tod das letzte Wort über dieses Leben überlassen. Das feiern wir Christen an Ostern. Wenn Opfer meint, dass Gott es nötig gehabt hätte, ein Leben dran zu geben, um besänftigt zu werden, dann war der Tod Jesu sicher keines. Wenn Opfer aber meint, dass einer für andere eintritt. Ihnen abnimmt, was ihr Leben beschwert, dann könnte der Opferbegriff etwas Richtiges meinen. Auch wenn der Begriff schwierig bleibt. Aber der Streit hätte uns geholfen, den Blick auf diesen Jesus zu weiten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10471
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