SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Mit dem gestrigen Palmsonntag hat die Karwoche begonnen. Eine Woche, in der es auch den Karfreitag gibt. Kar kommt vom althochdeutschen Wort „kara". Das bedeutet Klage. Der Name ist also ein Hinweis darauf, dass diese Woche sich von den anderen Wochen des Jahres unterscheidet. Dass sie Grund zur Klage gibt. Zumindest im Blick auf die Ereignisse, die zu Jesu Tod geführt haben, an den wir Christen in dieser Woche besonders erinnern.
Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Namen mehr sind als Schall und Rauch. Dass sie eine Botschaft für uns haben. Auch mit der kleinen Vorsilbe „Kar" ist das so. Sie erinnert daran, der Glaube Menschen in eine Geschichte einbindet. Dass er Menschen Halt und Sinn geben kann. Die uns überlieferten Begriffe der Karwoche und des Karfreitags sind sprachliche Zeugen einer Jahrhunderte alten Weise, die Welt zu sehen und zu verstehen. Und zugleich Wegweiser, die helfen, die eigene Spur in die Zukunft besser zu finden. Die Karwoche will sagen: Ja, es gibt Grund zur Klage. Gerade, weil wir daran erinnert werden, dass diese Woche einem den Tod gebracht hat, der es eigentlich gut gemeint hat mit den Menschen. Und der sein Eintreten für andere als Ausdruck seines Glaubens an Gott verstanden wissen wollte. An seinem Vorbild orientieren sich Menschen bis heute. Jeden Tag aufs Neue. Menschen, die es auch gut meinen mit ihren Mitmenschen und mit der Erde, auf der sie leben. Martin Luther hat den Karfreitag als guten Freitag bezeichnet. Weil am Ende etwas Gutes daraus geworden ist. Weil auf den Karfreitag Ostern folgt Und „Good Friday" heißt der Karfreitag im Englischen ja bis heute.
Das Wissen um die alten guten Tage, Tage, die Menschen Mut machen seit vielen Jahrhunderten, dieses Wissen kann helfen, auch die Gegenwart besser zu bewältigen. Menschen entlasten, die überfordert sind mit ihrem Leben. Solidarisch für andere Menschen eintreten - um so aus deren  schweren Tagen gute Tage zu machen. Das ist der Weg, der aus dem Karfreitag einen guten Freitag machen kann. Christen verbinden diese Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft mit dem Glauben an Gott. Sie bekennen Gott als den, der es gut mit ihnen gemeint hat schon in der Vergangenheit. Und der es darum auch gut mit ihnen meint in der Zukunft. Daraus lässt sich immer neu Zuversicht gewinnen. Und die Hoffnung auf noch viele gute Tage.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10470
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