SWR2 Wort zum Tag

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Das Osterevangelium nach Matthäus: „Ich bin bei euch"

Es gibt Worte, die gehen einem nicht aus dem Sinn, wenn man sie einmal gehört hat. Sie lassen einen nicht mehr los. Sie können das ganze Leben verändern. Der Roman „Salvatore" von Arnold Stadler aus dem Jahr 2008 erzählt eine solche Geschichte. Es ist der Himmelfahrtstag. Salvatore, die Titelfigur schaut durch Zufall den Film des italienischen Regisseurs Pasolini über das Matthäusevangelium an. Stadler erzählt: „Mit dem Versprechen ‚Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt' im Ohr verließ Salvatore den Saal. Als er herauskam, war er ein anderer". (84) Das Versprechen des Auferstandenen Christus „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt", das Jesus den Verzagten, Armen, Unterdrückten, den Habenichtsen zuspricht, ist das Wort, das - so Stadler - jeden umhauen müsse. (62). „Ein Schlusswort ... gab Jesus ihnen ... mit auf den Weg" (48), „am Ende des Evangeliums das Evangelium, dass diese Geschichte niemals zu Ende wäre." (49)  Stadler kommentiert das Evangelium weiter: „Da erscheint einer, der sich des armen Menschen erbarmt hat; und zwar zu Lebzeiten. Und darüber hinaus. ... Das mag man, wenn man religiös unmusikalisch ist, fragwürdig finden. Man kann sich aber auch ergreifen lassen. ... Dass der Mensch dem Menschen ein Wolf ist, das ist eine römische Weisheit, die aber laut Evangelium nicht der Weisheit letzter Schluss ist, wenn man ihn, den Menschen, im Lichte dieser Botschaft sieht. ... Er weiß, was das für ein Jesus ist, ... einer, der nicht vorrechnet und verbucht, sondern vergisst und vergibt und gekommen ist, zum Zeichen, dass es nicht aus ist mit ihm. ... dass die Hilfe von außen kommt". (193 f)  „Ich bin bei euch, jeden Tag, bis diese Zeit vollendet ist" - mit diesen Worten beendet Matthäus sein Evangelium von Jesus Christus. So spricht der Auferstandene zu Menschen, die damals seine Sehnsucht nach Gott und Gottes Reich des Friedens und der Gerechtigkeit teilten. Arnold Stadler findet in diesem Satz am Ende den Schlüssel für das Verstehen des gesamten Evangeliums. Er erinnert ihn daran „dass am Ende des Evangeliums das Evangelium stand, dass diese Geschichte" - die Geschichte Jesu - „niemals zu Ende wäre" (49).

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