SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ein paar Schrauben an meinem Fahrrad, die kriege ich einfach nicht gelöst.
Und bevor ich sie kaputt mache,
sollen lieber die Fachleute Hand anlegen.
Ich steh noch in der Werkstatt, als der Monteur den Schlüssel ansetzt;
und rufe entsetzt: halt, falsch rum; nicht festdrehen – nach links!…
Er lächelt über meine Ahnungslosigkeit -
und erklärt mir, was er tut:
Oft geht die Schraube viel leichter los, wenn ich sie erst
vorsichtig noch ein bisschen fester gedreht habe.
Paradox – aber wahr. Die hier am Lenker lässt sich jetzt
im Handumdrehen losmachen – ich hab’s selber ausprobiert.
Wie oft versuchen Menschen, Festgedrehtes oder Festgefahrenes
mit Gewalt zu lösen. Und scheitern.
Der neue Abteilungsleiter erleidet Schiffbruch mit dem Versuch,
gleich in den ersten Tagen alles anders zu machen als es bisher war.
Der Eheberater hat schon verloren, der dem Paar die Einsicht aufdrückt,
dass sie bis jetzt eigentlich alles falsch gemacht haben.
Erst noch ein paar Schritte mitgehen auf dem bisherigen Weg -
das ist so wie Schraube rechtsrum anziehen, um sie dann zu lösen.
Jesus von Nazaret ist mehr als ein paar Schritte mitgegangen.
Von heute bis Ostern feiern die Christen,
dass Gott die Menschheit vom Tod befreit.
Aber eben auf einem paradoxen Weg –
auf dem Weg des Jesus von Nazaret.
„Gott will, dass die Menschen Leben in Fülle haben“, hat der gesagt.
Aber statt den Tod einfach abzuschaffen oder zu verbieten,
ist Jesus in den Tod hineingegangen. Bis zum Ende, nicht nur paar Schritte.
Ohne sich zu wehren oder sich zu entziehen.
Oder – das glauben wir Christen: er ist hindurch gegangen
durch Gefängnis und Folter und Tod;
hat das Menschen-Todes-Schicksal in seiner extremsten Form erlitten.
Aber Gott hat ihn aus diesem Tod in ein neues Leben geholt -
und deswegen hat der Tod die endgültige Macht
über das Menschenleben verloren.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1046
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