SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Ich hab meinen Sohn verhauen, den Max.
Vor sechs Jahren; da war er fast schon erwachsen.
Ich habe ihn erniedrigt – und mich selbst auch.
Immer wenn ich an der Stelle vorbeikomme, wo es passiert ist:
dann ist sie wieder da, diese Szene – … Ich werde es nicht los.“
Im Beichtzimmer sitzt der Pater einem Baum von Kerl gegenüber.
Aber jetzt, unter Tränen, ist da nur noch ein verwaister Vater;
Max ist vor ein paar Jahren gestorben …
Der Priester versteht, warum Max’ Vater gekommen ist.
„Sie haben Ihren Sohn verletzt;
der war ja auch ein Kind Gottes, wie sie selbst.
So was kann man nicht mehr gut machen -
und nachdem er gestorben ist, schon gar nicht mehr.
Und jetzt kommen sie zur Beichte,
damit ich ihnen Gottes Vergebung zusagen soll…“
Ja – darum geht es wohl:
Die Verbindung zwischen zwei Menschen ist abgebrochen -
Versöhnung auf Augenhöhe unmöglich zwischen Vater und Sohn;
Die Schuld belastet.
Sie sprechen über das, was geschehen ist. Über seine Schuldgefühle.
Darüber, dass er seine Impulse jetzt besser im Griff hat.
Wie er die Beziehung zu seinem Sohn heute pflegt.
Und zu seiner Frau, Max’ Mutter. Und zu Gott.
Und dann spricht der Priester nicht mehr im eigenen Namen, wenn er sagt:
„Gott, … hat in Christus die Welt mit sich versöhnt
und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden.
Durch meinen und den Dienst der Kirche
schenke er dir Verzeihung und Frieden.
So spreche ich dich los von deinen Sünden…“
Eltern dürfen ihre Kinder nicht schlagen – das bleibt, unaufgelöst.
Was hilft dann diese Beichte?
Der Vater hat sich endlich zu seiner Schuld bekannt. Das hilft schon mal.
Gottes Vergebung stellt eine Gemeinschaft wieder her
zwischen Sohn Max und ihm – auf einer anderen, höheren Ebene.
Wir alle schließlich haben davon die Hoffnung,
dass Gottes Liebe eine neue Welt erschaffen wird –
trotz aller Schuld unter Menschen.


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