SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Heute vor zwei Jahren ist Karol Wojtyla gestorben -
Papst Johannes Paul der Zweite.
„Lasst mich zum Haus des Vaters gehen.“ waren seine letzten Worte.
Dass er bei Gott lebt, davon sind wir Christen natürlich überzeugt.
Weil wir an Auferstehung und ewiges Leben bei Gott glauben.
Johannes Paul der Zweite ist zu Hause angekommen.
Aber vielleicht ist es gut, das noch mal ausdrücklich zu formulieren.
Nicht dass er es bräuchte.
Aber die, die er zurückgelassen hat
und die um ihn trauern und ihn verehren:
die wollen doch gern so etwas wie eine kirchenamtliche Bestätigung haben.
Deswegen hat der Nachfolger Benedikt der Sechzehnte
ein paar Regeln des Verfahrens außer Kraft
und den Heiligsprechungs-Prozess in Gang gesetzt -
schon wenige Wochen nach der feierlichen Bestattung im Petersdom.
Wobei er offensichtlich auch auf Volkes Stimme gehört hat -
Santo – Subito; Heiligsprechen – aber flott:
das waren so Sprechchöre auf dem Petersplatz,
schon beim Requiem.
Das ist nun nicht unumstritten; viele werfen diesem Papst
unerträgliche Rückschritte oder Stillstand in der Kirche vor.
In Deutschland denken viele zornig daran,
dass er die Bischöfe gezwungen hat, ihre Beratungsstellen
aus dem staatlichen System der Schwangerenberatung herauszunehmen.
Andererseits: Johannes Paul hat mit am Lautesten
gegen Bushs Irak-Krieg protestiert, vorher und als die Bomber schon flogen.
Und ausgerechnet dieser Papst aus dem kommunistisch beherrschten Polen
hat den Kapitalismus und dessen globale Unmenschlichkeit
so deutlich kritisiert wie noch keiner seiner Vorgänger.
Trotz manchem Stillstand in der Kirche, der mich auch stört -
den Protest gegen den Krieg und die päpstliche Globalisierungs-Kritik:
auch die wird die Kirche heilig sprechen und feiern,
wenn sie Johannes Paul den Zweiten für heilig erklärt.
Sie lassen sich dann nicht mehr verschweigen.
Und das versöhnt mich dann auch wieder damit - also meinetwegen:
Santo, Carol, subito!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1043
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