SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

In Trier weiß man das: Wer ein Loch in den Boden macht,
muss mit Problemen rechnen.
Schließlich steht man in Trier auf römischem Boden.
Zweitausend Jahre Stadt-Geschichte haben ihre Spuren hinterlassen.
Und wer gräbt, hat bald die Aus-Gräber auf dem Grundstück –
die Archäologen, die mindestens nachschauen wollen,
was da an altem Gemäuer vorkommt, an Münzen oder anderen Sachen.
Wie gesagt: damit rechnet man ja nun.
Letzte Woche gab’s ein richtig großes Problem:
Der Bagger auf einer Krankenhaus-Baustelle hatte ein Bombe angegraben.
Amerikanisches Fünf-Zentner-Ding aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die Geschichte hat uns eben nicht nur steinerne Spuren hinterlassen.
Und Bauarbeiten-einstellen und Funde-sichern
ist natürlich zu wenig bei einer so explosiven Geschichts-Spur.
Das Ding gehört entschärft und weggebracht und sicher entsorgt.
Im 500-Meter-Umkreis um die Bombe müssen alle aus den Wohnungen raus;
drei Alten- und Pflegeheime und das Krankenhaus sind zu evakuieren.
Schließlich darf niemand zu Schaden kommen, wenn was schief geht -
so unwahrscheinlich das auch ist…
„Wir hatten sowieso mal so eine Übung geplant,“ scherzte der Feuerwehrchef.
Na gut – man kann das ganze auch als ein großes Geländespiel auffassen.
Man kann es auch so sehen: Plötzlich wirkt der deutsche Nazi-Krieg
ganz handfest in die Gegenwart herein.
Im tiefsten Frieden müssen über 5000 Leute
sich in Sicherheit bringen vor diesem Krieg und seinen Hinterlassenschaften.
Die ganz Alten werden sich an die Bombennächte erinnert haben.
Die anderen haben vielleicht an die Menschen in Bagdad gedacht;
die mussten vor vier Jahren in die Bunker,
als die US-Bomber Bushs Krieg gegen das Böse im Irak eröffneten.
Vielleicht denkt man aber auch an Ex-Jugoslawien oder an Afrika,
wo auch Jahre nach Krieg und Bürgerkrieg noch
Millionen Landminen Kinder und Erwachsene verstümmeln oder töten.
Die Trierer Bombe im März hat eben auch eine Botschaft:
Nie wieder Krieg! Die Folgen wären unabsehbar und nachhaltig.
In Trier ist es übrigens gut gegangen – nach 15 Minuten war alles vorbei.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1042
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