SWR2 Wort zum Tag

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Nach jedem Winter freuen sich  die meisten wieder auf den Frühling. Wenn jetzt  endlich alles zu blühen beginnt und die Sonne uns ins Freie lockt, dann steckt das leicht an: wachsen und sich entfalten dürfen, das ist gleichbedeutend mit lebendig sein. Diese dem Leben innewohnende Kraft kann man besonders deutlich bei Kindern spüren. Sie wachsen offensichtlich. Sie entfalten und entwickeln sich, lernen gehen und sprechen, können auf einmal Rad fahren und auf Bäume klettern. Und wenn man dann erwachsen ist und allmählich älter wird? Wenn das Leben immer mehr in festgefügten Bahnen verläuft und sich nicht mehr entfalten kann oder will - vielleicht weil man sich von der vitalen Kraft des Lebens abgeschnitten fühlt...  Es fasziniert mich jedes Jahr zu sehen, in wie kurzer Zeit die Natur ihr Gesicht verwandeln kann. Der Baum, der den ganzen Winter über wie abgestorben war, erwacht zu neuem Leben. Aus kahlen Weinstöcken treiben üppig wachsende Rebzweige aus. ,,Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige", sagt Jesus einmal zu seinen Jüngern. „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht." {Johannes 15,5). Wer mit Jesus in Verbindung ist, kann wachsen und Frucht bringen, auch wenn die natürliche Vitalität nachlässt. Allerdings ist Jesus nicht einfach ein Lebenselexier, mit dem man fit bleiben kann bis ins hohe Alter. Wer sich auf eine innere Beziehung zu Jesus einlässt, bei ihm in die Lebensschule geht, lernt vielmehr, dass es im Leben nicht nur um Selbstentfaltung geht. Wie ja auch das Blühen in der Natur nicht Selbstzweck ist, sondern die Vorbereitung für die Früchte. Von Jesus können wir lernen, uns mit unserem Leben zu versöhnen, es anzunehmen mit allen Sonnen- und Schattenseiten, und unseren tieferen Lebenssinn immer deutlicher zu begreifen. Und die Frucht eines solchen mit Jesus verbundenen Lebens ist Liebe und Freude, Friede und Langmut, Freundlichkeit, Güte und Treue. Diese Früchte nennt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Galater (Gal 5,13). Menschen, bei denen man dies spüren kann, lassen uns aufblühen wie die erste Frühlingssonne.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10406
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