SWR3 Gedanken

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Hannah heißt meine kleine Nichte und vor ein paar Tagen sind wir für eine Woche in die Berge gefahren. Ich wollte Hannah das Skifahren beibringen.
Am ersten Morgen auf dem Idiotenhügel haben wir also schön Skifahren und vor allen Dingen bremsen geübt. Aber bereits am Nachmittag schaute Hannah sehnsüchtig zu den großen Bergen. Also sind wir hoch und losgefahren. Hannah immer brav ihrer Tante, also mir hinterher.
Am zweiten Tag wollte sie gerne Schuss fahren, meinte aber, sie sei viel langsamer als ich. Also habe ich ihr das Ende meines Skistocks gereicht und wir sind blitzschnell die Pisten zu zweit runter.

Am dritten Tag haben wir dann die rote Piste gewagt. Ganz langsam und in hundert Kurven sind wir da runter. Hannah hat gelernt, Eis von Schnee zu unterscheiden; Skier zu sortieren und wieder aufzustehen, wenn sie hingefallen ist; sie hat gelernt, Raser und Snowboarder zu ignorieren. Irgendwann nach dem zehnten Mal hinfallen, liefen Klein-Hannah dann die Tränen. Als wir unten ankamen, hatte ich das Gefühl, ich müsste sie aufmuntern. Also sagte ich, sie sei doch schon eine super Skifahrerin. Aber als ich fertig war, guckte mich Hannah an und meinte: „Tante, können wir die rote Piste nicht noch mal fahren?"
Am Sonntag darauf habe ich in der Kirche einen Gottesdienst gehalten. Ich habe erzählt vom Vertrauen in Gott. Und dabei hatte ich ständig Hannah vor Augen. Hannah auf ihren Skiern. Wie sie voller Vertrauen in ihre Tante das Abenteuer Skifahren gewagt hat. Wie sie immer besser geworden ist. Und wir ihr Vertrauen in mich sich langsam in ein properes Selbstvertrauen gewandelt hat.
Ein wunderbares Gleichnis dafür, wie das ist mit dem Vertrauen in Gott.
Und manchmal denke ich: mit wie viel Mut und Selbstvertrauen könnten wir alle unterwegs sein, wenn das mit dem Gottvertrauen so wäre wie mit dem Vertrauen von Hannah in ihre Tante.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10383
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