Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Handballtraining oder Chorprobe. Sommerurlaub oder neues Sofa. Ausschlafen oder Frühsport. „Am liebsten Beides", sage ich oft, wenn ich mich zwischen zwei Sachen entscheiden soll, die mir beide gefallen.
Und doch: Ob ich will oder nicht: Ganz oft ist nicht Beides möglich. Ich muss mich entscheiden! Tausende kleine und große Entscheidungen fälle ich täglich! Bei so viel Übung müsste mir das Entscheiden eigentlich leicht fallen. Und tatsächlich entscheide ich vieles ja auch ganz schnell, quasi nebenbei: folg ich dem Wecker oder bleib ich noch im Bett, esse ich Müsli oder Brot, zieh ich die rote oder die blaue Jacke an...
Es gibt aber auch Entscheidungen, die mir wesentlich schwerer fallen, die ich so lange es geht, vor mir her schiebe; Entscheidungen, bei denen ich unsicher bin, was gut und was richtig für mich und für andere ist. Und dann denke ich an Menschen, die sich entschieden haben: Die vielen Helfer in Japan. Ich denke an die Menschen, die mit all ihrer Kraft gegen weitere Bedrohungen ankämpfen. Ich denke an die Reporter vor Ort, die sich sicherlich andere Arbeitsplätze vorstellen könnten. Und an die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen, die entschieden haben, den Opfern mit ihren Möglichkeiten, mit ihrer Kraft zu helfen. Sie haben entschieden zu bleiben, zu helfen, zu kämpfen, um das Leben anderer nicht aufzugeben. In der Bibel sagt Mose zu seinem Volk: „Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle das Leben!" (Dtn 30,19b) Auch hier ist Beides nicht möglich. Spannend finde ich: Mose hat selbst immer so entschieden, dass es für sein Volk gut ist und dass es seinen Leuten dient. Mose hat bei seinen Entscheidungen nicht in erster Linie an sich selbst gedacht, sondern an die, für die er verantwortlich ist. Und genau das rät er seinem Volk: „Wähle das Leben!" Für Mose heißt das: Das eigene Leben und das der anderen gehört zusammen. Die vielen Helfer haben mitten im Leid und Chaos, umgeben von Tod und Bedrohung das Leben gewählt. Sie haben entschieden, das Leben der anderen nicht aufzugeben - ohne wenn und aber!

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