SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Frisches Grün meldet sich allenthalben, am Erdboden und in den Zweigen. Das Sonnenlicht wird stärker, dank der zunehmenden Wärme treibt und sprießt es. Das Wachsen draußen lädt zum berühmten Frühjahrsputz ein Und das betrifft nicht nur die Wohnung oder die Garage, es betrifft die Seele, den inneren Menschen. Ein aufgeräumter Mensch werden - wie geht das?
Der christliche Frühjahrsputz hat mit Ostern zu tun. Da bricht mitten im alten das neue Leben durch. „Jetzt grünet, was nur grünen kann, Halleluja, halleluja, die Bäum' zu blühen fangen an, Halleluja, halleluja." So heißt es in einem altes Lied. Das sangen Christen schon mitten im dreißigjährigen Krieg, in schlimmen Zeiten der Pest. Auch in diesem Jahr wird es zu Ostern gesungen. „Die ganze Welt, Herr Jesus Christ, Halleluja, halleluja, in deiner Urständ fröhlich ist, Halleluja, halleluja." Das freilich ist schnell gesungen, aber so einfach nicht realisiert. Dazu braucht es den Frühjahrsputz, das innere Aufräumen. Früher nannte man das Beichte, die ehrliche Aussprache vor Gott und mit anderen Menschen. Was habe ich Gutes getan und was unterlassen? Wo bin ich anderen und mir nicht gerecht geworden? Und vor allem: Ist mir Ostern eigentlich wichtig, die Botschaft von der Auferweckung, der Glaube an die Treue Gottes in guten und in bösen Tagen?
Wer derart sein Gewissen erforscht, schaut nicht nur in den eigenen Spiegel. Er schaut auf seinen Schöpfer, der österlich neues Leben schenkt. In der Beichte wird ihm Vergebung zugesagt: „Gott, der barmherzige Vater, hat durch das Leben, den Tod und die Auferweckung Jesu Christi die ganze Welt mit sich versöhnt und den heiligen Geist zur Vergebung der Sünden gesandt ..." Wohl gemerkt er hat versöhnt. Nicht nur grammatikalisch ist das ein Perfekt. Die Versöhnung ist definitiv schon geschehen, sie ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Wer derart um die Vergebung Gottes bittet und sie sich zusagen lässt, kann tatsächlich jene Frühlingsgefühle bekommen, von denen das Osterlied singt. Denn er weiß: Niemand hat jetzt mehr ein Recht, dich anzuklagen oder fertig zu machen - niemand, auch du selbst nicht. Denn der lebendige Gott persönlich hat dich freigesprochen. Aber damit sind die Probleme nicht einfach vom Tisch. Jetzt fängt der Frühjahrsputz erst richtig an. Die Zusage in der Beichte ist ein Vorschuss auf das, was noch kommt und zu tun ist. Jetzt gilt es aufzuräumen, innerlich zuerst, in den Beziehungen zu sich selbst, zu den Mitmenschen, und nicht zuletzt: zu Gott. Also, packen wir's an.

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