SWR3 Gedanken

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Ein Freund von mir war mal in Brasilien. Und hat dort sogar einmal bei einem Bischof übernachtet. Das hat ihn damals schwer beeindruckt:  „Weißt Du, der Bischof hat uns am nächsten Tag zum Frühstück eingeladen. Ganz formlos. Auf der Terrasse. Er hatte Shorts an und als ich auf die Terrasse kam, da hat er seine Hände über etwas auf dem Tisch gehalten und es versteckt. Gelacht hat er. Und als ich mich setzte, nahm er die Hände hoch und eine Maus sprang über den Tisch und verschwand im Garten. Und der Bischof lachte noch lauter." Als mein Freund das erzählte, wollte ich es kaum glauben. Ein Bischof, der - leger gekleidet - in seinem Haus Mäuse fängt und Scherze zum Frühstück macht. Dieser Bischof heißt Erwin Kräutler, kommt ursprünglich aus Österreich und leitet seit vielen Jahren ein Bistum im brasilianischen Amazonasgebiet. Für sein Engagement hat er jetzt den alternativen Nobelpreis bekommen. Weil er nicht nur herzhaft lachen kann, sondern sich genauso herzlich für die Menschen einsetzt. Zum Beispiel wenn sie vertrieben werden sollen, weil ein Staudamm wichtiger ist als Menschenrechte. 1983 wurde Erwin Kräutler bei einer gewaltlosen Demonstration festgenommen und verprügelt. Später hätte man ihn fast mit einem inszenierten Unfall umgebracht. Seitdem steht der Bischof unter Personenschutz. Großgrundbesitzer sind es, die ihn umbringen wollen, weil sie um ihren Einfluss fürchten. Davon lässt sich Bischof Kräutler aber nicht einschüchtern. In einem Interview hat er gesagt: „Gerechtigkeit im biblischen Sinne heißt: Den Armen helfen. Sich für die Benachteiligten einsetzen. Die   Wahrheit gegen die Lüge verteidigen. Und mit Ehrlichkeit gegen die Korruption auftreten." Ich finde, dafür hat er mit Recht den alternativen Nobelpreis bekommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10333
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