SWR3 Gedanken

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28MRZ2011
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Hersh ist Kurde und kommt aus dem Irak. Sein Vorname „Hersh bedeutet „Angreifer". Aber er ist kein bisschen aggressiv drauf. Im Gegenteil. Ein sehr netter Schüler. Als ich ihn frage welcher Richtung des Islam er angehört, antwortete er: Ich bin zwar Sunnit, aber eigentlich ist das doch egal. Entscheidend ist, dass wir an Allah glauben und uns an die 5 Säulen des Islam, unsere Richtlinien, halten. Das andere hat nichts mit Religion zu tun, sondern mit Politik. Und die hat im Glauben eigentlich nichts verloren." Diese Aussage - gerade von einem jungen Muslim - finde ich klasse! Wir kommen weiter ins Gespräch und er klagt, dass er als gläubiger Muslim immer mit dem Stempel „möglicher Terrorist" zu kämpfen hat. Hersh sagt: „Wenn in den Medien Muslime gezeigt werden, dann immer in Afghanistan. Dabei gibt es soviele schöne Orte wo Muslime friedlich mit Nichtmuslimen zusammenleben. Überhaupt", sagt er „Terroristen sind keine Muslime. Wer andere umbringt handelt gegen den Koran. Nur Notwehr ist erlaubt."
Und dann will er wissen, ob ich den Koran gelesen hätte. Habe ich! Wenn auch nur auf Deutsch. Und ich sage ihm, dass natürlich schon ein paar aggressive Formulierungen im Koran stehen. Ich weiß aber auch, dass man diese Stellen aus Ihrem Zusammenhang heraus verstehen muss. „Wissen Sie", sagt Hersh, „das ist genau das Problem. Terroristen machen sich nicht die Mühe den Koran zu verstehen. Sie greifen sich einen Satz heraus, statt zu schauen was davor und was dahinter steht und wie man das zu verstehen hat. Nein - Terroristen sind keine Muslime, die sind einfach nur Mörder."

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