Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Der Mittwoch in der Karwoche. Was hat Jesus da gemacht?
Nichts hat er gemacht! Drei Tage war er im Tempel in Jerusalem gewesen.
Am Sonntag zum Beten, am Montag zum Randalieren und am Dienstag zum Debattieren.
Am Mittwoch aber macht er nichts. Mittwoch ist ein Tag der Ruhe.
Da ist Jesus bei einem Freund zum Essen eingeladen.
Zur Mahlzeit haben sie sich wie damals üblich hingelegt.
Da kommt eine fremde Frau herein.
Sie hat einen sehr wertvollen Flacon aus Alabaster dabei.
Sie stellt sich vor Jesus hin, zerbricht ihn und gießt den Inhalt Jesus über den Kopf.
„Oh, echtes Nardenöl!“ raunt es durch die Runde, „wie kostbar, der pure Luxus!“
Während sich um Jesu Kopf ein unwiderstehlicher Duft entfaltet,
fangen die Köpfe einiger Gäste an zu qualmen.
Sie berechnen kurz den Wert des Fläschchens samt Inhalt und erschaudern.
Denn was die fremde Frau Jesus eben mal auf den Kopf geschüttet hat,
das entspricht dem Jahreseinkommen eines Arbeiters. Da hat sie doch tatsächlich ein kleines Vermögen im wahrsten Sinn des Wortes auf den Kopf gehauen.
Also, man will ja nicht knauserig sein, bitteschön,
dieses Gastmahl hat ja schließlich auch eine Kleinigkeit gekostet,
aber muss die Frau es gleich so übertreiben?
So eine Verschwendung gehört sich einfach nicht, meinen sie.
Das ist nicht nur außergewöhnlich, das ist unmoralisch.
Was hätte man mit dem Erlös des Fläschchens alles kaufen können für die Armen und Bedürftigen!
Das kann doch auch Jesus nicht gutheißen – oder?
Doch Jesus ist auch hier wieder einmal überraschend.
„Lasst die Frau in Frieden und macht sie nicht traurig“, fordert er die Mitgäste auf.
„Sie hat ein gutes Werk an mir getan.
Arme wird es immer geben und ihr könnt ihnen Gutes tun.
Aber ich bin nicht immer bei euch.“
Menschen urteilen wohl immer erst einmal so: Was mir angemessen erscheint, wird zum Maßstab für das, was ich anderen gönne. Was drüber hinaus geht, scheint unmoralisch.
Salböl der Extraklasse bei einem ganz normalen Mittagessen? Das ist Verschwendung.
Doch Jesus rechnet anders:
Anderen Menschen Gutes tun ist nie Verschwendung.
Mit allem, was ich für einen anderen Menschen aufwende, zeige ich, wie sehr ich ihn schätze: Riechst du den Duft, siehst du den Glanz des Salböls? Bei mir biste scheen! https://www.kirche-im-swr.de/?m=1033
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