Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Manchmal - manchmal passen keine Worte mehr. Was soll ich sagen angesichts der Bilder aus den Nachrichten? Aber ich kann auch nicht zurückkehren zu meiner Normalität. Ich kann nicht unbefangen meine Primeln pflanzen, als wäre nichts geschehen. Es geht nicht. Wie eine dunkle leise Melodie im Hintergrund laufen die Bilder den ganzen Tag mit: Aus Japan, aus Nordafrika, aus Bahrein. Das normale alltägliche Leben hat einen Riss bekommen. Die Welt muss diesen Katastrophen nahezu hilflos zuschauen - das ist schwer auszuhalten. Nicht nur in diesen Situationen. Aber manchmal ist es so: dann gibt es gar nichts, was ich tun könnte. Oder doch - ich kann doch etwas tun! Ich kann mitfühlen. Ich kann mich vom Leid der Menschen in Japan und in Nordafrika berühren lassen. Wir Menschen können das. Wir können uns in andere Menschen einfühlen - bei freudigen und bei traurigen Ereignissen. Jeder kennt das: ansteckendes Lachen - und ansteckende Traurigkeit. Aber, höre ich sagen - was ist das schon - Mitfühlen? Das ist doch viel zu wenig? Ja, klar: Mein Mitfühlen bringt den Menschen in Japan nichts von dem zurück, was sie in den Flutwellen verloren haben. Mein Mitgefühl stoppt keinen geistesgestörten Diktator. Und keine nukleare Katastrophe. Mein Mitgefühl kann aber Betroffene trösten, wenn sie hören: Anderen Menschen ist unser Leid nicht egal. Andere denken an uns. Da gibt es Menschen, die beten für uns. Mir persönlich jedenfalls hilft das, wenn jemand in einer schweren Stunde mit mir fühlt. Das tröstet mich. Wer leidet, braucht andere Menschen, die das Leid ein wenig mit-tragen. Und sei es nur aus der Ferne. Und wer mitfühlt, wird auch Gott bestürmen und darin keine Ruhe geben. In allen Religionen ist deshalb Mitfühlen eine wichtige Aufgabe. Weil wir nicht alleine auf der Welt sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10320
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