SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Marta, die Schwester Marias, kommt in der Bibel nicht gut weg. Sie steht als die Frau da, die nichts Besseres zu tun hat, als zu schaffen, zu arbeiten. Als Jesus die beiden Schwestern zu Hause besucht, will sie alles recht und richtig machen. Sie müht sich ab und sieht vielleicht mit Ärger, dass ihrer Schwester Maria das alles ziemlich egal ist. Die hat ihrem Anschein nach nichts Besseres zu tun, als sich zu Jesus zu setzen, um bei ihm zu sein und ihm zuzuhören. Diese beiden Haltungen, diese Lebensweisen sind mir nicht fremd. Wie oft fühle ich mich hin und hergerissen, zwischen Aufgaben, Arbeit, Pflicht und dem, was ich eigentlich am liebsten tun würde. Oft habe ich  das Gefühl, eine Gelegenheit verpasst zu haben, weil ich gerade in dem Moment etwas Wichtigeres zu tun hatte. Der Besuch Jesu bei den Schwestern war vielleicht auch so etwas Einmaliges, das nicht wiederkommt, eine verpasste Chance. Als Marta schließlich Jesus auffordert, ihre Schwester endlich zu rügen und sie ebenso zur Arbeit aufzufordern, verteidigt er Maria und erklärt:  "Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen, aber nur eines ist notwendig: Das Zuhören". Bei Marta mögen da die Alarmglocken geläutet haben. Wie soll sie darauf nun reagieren? Alles liegen und stehen lassen? Vielleicht wollte Jesus sie darauf aufmerksam machen, dass zu viel Geschäftigkeit, zu viel Tun Müssen nicht gut sind und oft nur ablenken von dem, was wichtig ist. Eine heilsame Unterscheidung, die Jesus da trifft. Für mich heißt das, dass ich mir öfter die Fragen stellen sollte, wann es ist Zeit, etwas voranzubringen und wann es Zeit ist, etwas zu lassen.
Einen Tag in der Woche hat uns Gott geschenkt, um zu hören, was er uns sagen möchte: Den Sonntag. Das ist für mich wie eine Auszeit, eine Unterbrechung des Alltags, eine Chance, still und aufmerksam zu werden für Gottes Wort.
Menschen, die sich Zeit für Gott und sein Wort, aber auch für das Gebet nehmen, haben für mich eine besondere Ausstrahlung. Sie haben Zeit für mich, sie nehmen vieles gelassener, sie tun mir gut, ohne viele Worte. Vielleicht auch deshalb, weil sie wissen, worauf es ankommt. Deshalb hat auch Maria beim Besuch Jesu ernst damit gemacht, sie hat alles liegen und stehen gelassen, weil sie ausruhen wollte vor Gottes Wort. Und wenn mich wieder mal der Stress und die Arbeit packen, dann möchte ich das Bild der ausruhenden Maria vor Jesus hinein nehmen in meinen Alltag und es ihr nach tun - ohne schlechtes Gewissen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10319
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