Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Gestern begann die so genannte Karwoche, die letzte Woche im Leben Jesu.
Gestern ist Jesus in Jerusalem eingezogen, hat sich alles in Ruhe angesehen
und dann sein Nachtquartier etwas außerhalb der Stadt bezogen.
Den Montag heute beginnt er mit einem absoluten Knaller,
einer unglaublichen Provokation.
Er randaliert im wichtigsten Heiligtum seines Volkes, dem Tempel in Jerusalem.
Das ist so, als würde er zuerst den Kölner Dom verwüsten und dann auch noch den Bundestag aufmischen.
Bei uns heißt die Geschichte oft „Tempelreinigung“,
doch eigentlich ist dieser Name viel zu harmlos.
Denn Jesus wird gewalttätig, er vertreibt Menschen von ihrer Arbeit
und zerstört ihre Arbeitsplätze.
Sogar die Besucher des Tempels werden Ziel seiner Attacken.
Sein Zorn entlädt sich über alle, die Opfertiere verkaufen, oder Geld in fremde Währungen umtauschen. Im Tempel sind Finanzgeschäfte tabu, keine Geschäftemacherei im Tempel, das ist die Botschaft.
Von Toleranz hält Jesus in diesem Fall herzlich wenig.
„Räuberhöhle“ nennt er wenig schmeichelhaft das, was aus dem Tempel geworden ist.
Dieser ganze gewinnträchtig-fromme Betrieb verhindert,
dass der Tempel richtig genutzt wird – als „Haus, in dem alle Völker beten können“.
Denn dieses Bild vom Tempel hat Jesus vor Augen: Ein Haus zum Beten für alle.
Dafür ist der Tempel da, dafür ist er Jesus wichtig und unersetzlich.
Weh dem, der sich im Tempel mit seinen Verkaufständen so breit macht, dass nicht mehr genug Platz für alle da ist.
Weh dem, der im Tempel Geschäftigkeit verbreitet und damit die Menschen aus aller Herren Länder beim Beten stört.
Null Toleranz für alle, die bei der Religion ihren finanziellen Vorteil suchen.
Null Toleranz für die, die für sich Profit machen mit dem, was Menschen heilig ist.
Aber viel Toleranz, wenn Menschen miteinander beten wollen.
Viel Toleranz im Namen Gottes, der alle Menschen liebt, wenn diese Menschen aus den verschiedensten Kulturen und Religionen miteinander den Gott des Lebens feiern.
Dieser zornige Montag damals in Jerusalem hat es in sich.
Jedem Menschen steht der Weg zu Gott offen.
Jesus hat es möglich gemacht. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1031
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