SWR3 Gedanken

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Bruder Luc ist Mönch und Arzt im Kloster Notre Dame
im Atlas-Gebirge in Algerien;
nebenbei im Hauptberuf versorgt er das ganze Dorf mit Medizin.
Der Film „Von Menschen und Göttern" erzählt
von der militärischen Bedrohung durch die Rebellen-Armee
und wie die Mönche sich entscheiden müssen:
hier bleiben, das Leben riskieren - oder gehen,
nach Frankreich zurück, in Sicherheit weiterleben.
Da sagt Bruder Luc:
„Ich fürchte den Tod nicht mehr - ich bin ein freier Mensch."
Wie nebenbei erzählt der Film eine ganz andere Szene:
„Warst du schon mal verliebt?"
Eine junge Frau aus dem Dorf stellt Bruder Luc diese ungewöhnliche Frage;
sie sitzen in der Abendsonne draußen an der Klostermauer.
Ihr ist klar: Er ist Mönch, er lebt in der kleinen Gemeinschaft,
aber sicher ohne eine Frau oder einen Mann an seiner Seite.
Und sie, Rabbia erlebt wohl gerade eine der ersten Verwirrungen,
die das auslöst: Verliebt zu sein.
Und fragt ausgerechnet den Mönch, was sie denn tun soll...
Hallo, Zölibat und so - das geht einem doch gleich durch den Kopf.
Warst du schon mal verliebt?
„Aber ja, mehrfach sogar", antwortet der Alte in der Abendsonne.
„Doch dann habe ich eine Liebe erfahren, die noch viel stärker war;
und dieser Liebe bin ich gefolgt."
Der Film lässt offen, was Lucs Antwort für Rabbia bedeutet.
Ob sie jetzt weiß, dass sie der Liebe ihres Lebens folgen muss und wird
und wer der Glückliche ist...
Mir hat dieses kurze Gespräch auch eine Antwort mitgegeben
für die neue Diskussion über den Zölibat in der katholischen Kirche:
Ja, es gibt so eine Liebe; sie überkommt einen Menschen und reißt ihn mit.
Macht ihn wahrscheinlich sogar unfähig zu einer Liebes-Partnerschaft.
Sie gilt keinem einzelnen Menschen, sondern einem Beruf, einer Berufung.
Diese Liebe hört einen Ruf, der von Gott kommt.
Und folgt ihm bedingungslos.
Christen wissen, dass dieser Gott Liebe ist, wirkliche Liebe.
„... und dieser Liebe bin ich gefolgt - ich bin ein freier Mensch."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10140
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