SWR2 Wort zum Tag

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„Der Mensch ist keine Maschine." Wie sagen Sie diesen Satz? Selbstbewusst oder mit Bedauern? In der letzten Woche hab ich ihn oft bedauernd gehört: Ein Computer namens Watson, hat die besten menschlichen Spieler in einem Wissensquiz besiegt. Wie viele, staune ich über diese Maschine, irgendwie aber auch ein wenig verunsichert und unbehaglich. Wohin führt der Wettstreit Mensch - Maschine? Immer tiefer ins Bedauern, weil Maschinen überlegener werden. Was bleibt von der ‚Krone der Schöpfung?' „Die jetzige Kränkung ist viel tiefer:" habe ich gelesen, „der ..Computer hat bewiesen, dass er nicht nur schnell rechnen, sondern auch quer denken kann."
(http://www.sueddeutsche.de/q5O38f/3912006/Maschine-schlaegt-Mensch.html). Die menschlichen Denker waren ohne Chance. „Der Mensch ist keine Maschine."
Aber haben wir nicht viel mehr Gründe, diesen Satz mit Freude und selbstbewusst zu sagen. „Zum Glück ist der Mensch keine Maschine."
Keine Arbeits-Maschine, keine Liebes-Maschine, keine Kriegs-Maschine und auch keine Denk-Maschine.
Menschen können das alles. Aber es macht uns nicht aus. Wer wir sind, hängt nicht daran, ob Maschinen etwas besser können. Oder sind Sie gekränkt, dass ein Auto schneller ist als Sie? Dass eine Orgel mehr Töne kreieren oder eine Bombe mehr Leben vernichten kann? Warum sollte es mich dann kränken, dass ein Computer schneller rechnen kann?

Was macht mich dann als Mensch aus? Was krönt Menschen in der Schöpfung? Ohne dass wir uns einbilden müssen, die(!) Krone der Schöpfung zu sein.
Es gibt viele Antworten auf diese Frage. Aber, ich finde, Selbstbewusstheit wichtig. Selbstbewusstheit krönt den Menschen.
Wir können unserer selbst bewusst sein. Und das durchaus selbstbewusst.
Auch Maschinen gegenüber: Denn Watson, der Computer, bleibt ein Geschöpf von Menschen. Bisher können Computer nur so weit denken, wie Menschen es ihnen eingeben. Als Christ verstehe ich das so: Gott hat uns Menschen zu kreativen Mitschöpfern gemacht, die an seiner Schöpfung mitarbeiten, weiter entwickeln. Verantwortung übernehmen.
Zur Selbstbewusstheit gehört auch zu wissen, dass Menschen Grenzen haben: Die beiden menschlichen Mitspieler haben ihre Niederlage gegen Watson mit Humor akzeptiert. Das ist ein Zeichen von Selbst-Bewusstsein. Es zeigt: Ich kann auch Kränkungen akzeptieren. Sie verarbeiten. Und mich dann freuen über die riesigen Möglichkeiten, die in Gottes Schöpfung liegen.
Und ein drittes gehört für mich zur menschlichen Selbst-Bewusstheit: Dass man nicht lebt, als wäre man allein auf der Welt. Menschlichkeit macht Menschen erst zu Menschen. Gut, dass der Mensch keine Maschine ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10116
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