SWR2 Wort zum Tag

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Wenn man Zukunft erfolgreich gestalten möchte, ist Vertrauen die beste Haltung, glaube ich. Weil Vertrauen beiden angemessen ist: den Menschen und der Zukunft.
Vertrauen ist das menschliche Maß finden zwischen Extremen: Das eine Extrem: tiefer Zweifel vor der Zukunft. Der kann so lähmen, dass man nichts mehr tut, nichts Neues mehr wagt.
Das andere Extrem ist Überheblichkeit. Wer überheblich ist, meint: ‚ich kann alles, die Zukunft lässt sich mit meinen Mitteln programmieren und beherrschen.' Zweifel und Überheblichkeit lassen einen das menschliche Maß verfehlen. Vertrauen weist ein zwischen Zweifel und Überheblichkeit. Das macht es menschen - und zukunftsgemäß.
Das ist Ihnen zu abstrakt? Ich denke an konkrete Situationen. Nehmen Sie ein Schulkind. Zweifel an den eigenen Fähigkeiten hemmt das Lernen für die Zukunft. Aber die Überheblichen tun meistens zu wenig.
Und als Erwachsener? Ich muss diese Haltung des Vertrauens immer wieder neu finden.
In einem Gleichnis hat Jesus - ich finde - sehr klug von diesem menschlichen Maß erzählt. Jesus zeigt einen Landwirt, der Getreide aussät und so auf Zukunft baut. Sorgfältig wählt er die Saat, bringt sie mit all seinem Wissen und seiner Erfahrung aus. Was der Landwirt zur Zeit Jesus damals nicht kann, ist den Boden zu perfektionieren. Auf Wachstum zu programmieren. Jesu Landwirt akzeptiert insofern, dass seine Macht über die Zukunft Grenzen hat. Er konzentriert sich auf das Seine. Und vertraut, dass der Boden Furcht bringt. Mehr wäre überheblich.
Jesus erzählt dann weiter, wie das Leben oft spielt:
Der Boden, auf den die Saat fällt, ist nicht überall fruchtbar. Was man sät, geht oft nicht alles auf wie erhofft. Aber Einsatz und Vertrauen sind dennoch nicht vergeblich. Der Segen der Ernte genügt. Ich finde, diese Grundhaltung des Landwirts bis heute vorbildlich.
Beispiel: Ein Autokonzern entwickelt eine neue Modellreihe. Zweifel würden die Entwickler zu vorsichtig machen, innovationsunfähig. Aber absolut sicher zu sein, dass die neuen Modelle ein Selbstläufer werden, das wäre fahrlässig und Hybris. Zukunftserfolg ist nicht programmierbar. Und wie viel mehr gilt das, wenn man nicht Autos verkauft, sondern wenn ich Menschen Überzeugungen nahe bringen will oder Glauben, wie zB. ein Radiosender oder eine Kirche.
Darum: Vertrauen, dass Segen auf dem liegt, was wir für die Zukunft tun, bewahrt vor Überheblichkeit, es überwindet lähmenden Zweifel und macht Mut, das Seine zu tun. Insofern ist Vertrauen sehr menschlich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10115
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