SWR2 Wort zum Tag

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„Von Menschen und Göttern", als dieser Film bei den Festspielen in Cannes uraufgeführt wurde, erhoben sich die Kritiker anschließend zu einem zwanzigminütigen Applaus. „Von Menschen und Göttern" erzählt von einer kleinen Gemeinschaft von Mönchen im algerischen Atlasgebirge, die dort seit mehr als zwei Jahrzehnten mit der einheimischen Bevölkerung in engem Kontakt lebt. Sieben der Mönche werden im Mai 1996 entführt und getötet. Bis heute ist nicht geklärt, wer die Verantwortlichen für diese Morde sind. 
Der Film zeigt keine Heldengeschichte. Er zeigt den Alltag der Mönche: gemeinsam in ihren Gebeten und Gottesdiensten, und als einzelne in ihren jeweiligen Arbeiten - auf dem Feld, in den Sprechstunden für Kranke, in der Küche, am Schreibtisch. So leben sie ihren Glauben an Jesus Christus, der das Evangelium für alle verkündet hat und für alle gestorben und auferstanden ist. Der Film zeigt auch das Ringen dieser sehr verschiedenen Männer. Sie ringen darum, welchen Preis sie für ihre Nähe zu ihren muslimischen Nachbarn zu zahlen bereit sind. Die Mönche und ihre Freunde am Fuß des Atlasgebirges sind wechselseitig beieinander zu Gast. Muslime beten mit ihnen in ihrer Kirche; sie, die Mönche, gehen zu den religiösen Festen der Muslime.
Der Film folgt ganz ruhig und schlicht den Ereignissen - die allerdings keineswegs ruhig sind, sondern mit ihrer brutalen Gewalt dem kleinen Kloster immer näher kommen. Trotz dieser wachsenden äußeren Dramatik, ist von Anfang an deutlich, dass den Regisseur die innere Dramatik der Personen weit mehr interessiert. Ihre Gesichter, ihre Blicke und Gespräche sind das, was nach dem Film am eindrücklichsten im Gedächtnis bleibt. 
Faszinierend, wie einfach die Botschaft des Filmes ist, wie einfach anscheinend auch das Wesentliche des christlichen Glaubens - und wie sehr dieses Einfache und Wesentliche die mondäne Welt der Filmkritiker in Cannes überzeugt hat. Da geht es um Leben und Tod, um Weggehen oder Dableiben unter denselben Bedingungen wie die Bevölkerung, die tagtäglich gepeinigt wird durch die Gewalt der Terroristen und die Gewalt der Regierungstruppen; da geht es um die Liebe zum Leben - zum eigenen Leben und zum Leben der Nachbarn und Freunde; da geht es um Treue, um den Kampf mit der eigenen Angst, um Barmherzigkeit und Ehrfurcht vor der Entscheidung eines jeden; da geht es um Abschied und Trauer, und dennoch immer wieder um nichts anderes als Liebe. Dieser einfache Film erobert ein großes Publikum; er macht viele betroffen, ob sie den Glauben dieser Mönche teilen oder nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10103
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