Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es gibt im Sport eine Frage, die lautet: Wer ärgert sich von den drei Siegern auf dem Treppchen mehr, der Zweite oder der Dritte? Die Antwort: der Zweite ärgert sich, dass er nicht Erster geworden ist, der Dritte freut sich, dass er dabei ist auf dem Treppchen. Heute hätte ein Mann Geburtstag, der auf seine Weise immer der Zweite war. Am 25. Februar 1943 wurde George Harrison geboren, einer der vier Beatles. Als Gruppe haben sie in den 60er Jahren Musikgeschichte geschrieben. Aber es war eben nicht nur eine Gruppe. Da standen vier junge Männer, jeder mit seinen Stärken und Schwächen, seinen Wünschen und Träumen. Von uns, dem Publikum, wurden sie als Gruppe geliebt - und weil wir Menschen eben so sind, wie wir sind, haben wir sie als Einzelne in eine Rangordnung gebracht. Lennon und McCartney teilten sich irgendwie den ersten Platz, George Harrison war die Nummer 2 und Ringo Starr die Nummer 3. Der hatte keinen Druck, Erster zu werden. Deshalb konnte er gut vermitteln und den Laden atmosphärisch zusammen halten. Zwischen den anderen konnte es ganz schön krachen, zumindest in den späteren Jahren. Das lag auch daran, dass George begann, selbst Stücke zu schreiben und nicht mehr nur Gitarre spielen wollte. Damit kam er den anderen in die Quere. Oft schaffte er es gerade mal einen Titel auf einer Beatles- LP unter zu bringen. "Sie ignorierten mich", sagte er mal in einem Interview. „Ihr Ego war so groß, dass kaum Raum für andere blieb". George Harrison, der ewige Zweite, immer etwas leiser, zurückhaltender, nachdenklicher als die beiden Führungsfiguren John Lennon und Paul McCartney. Vielleicht ist er mir auch deshalb irgendwie der Liebste von den Vieren. Natürlich auch wegen seiner tollen Lieder. „While my guitar gently weeps", „Here comes the sun" und „My sweet Lord - mein lieber Gott". Das letzte spielte ich als Jugendlicher selbst im Jugendgottesdienst. Harrison war nämlich auch derjenige, der sich explizit zu seiner Religiosität bekannte und sie in seine Musik einfließen ließ. „All things must pass - alles ist einmal vorbei" heißt sein großes Dreier-Album. Heute wäre er 68 Jahre alt geworden. Im November 2001 ist er gestorben. Geblieben sind seine Musik und die Botschaft, die er immer wieder in Gesprächen loswurde: "Alles kann warten - alles bis auf die Suche nach Gott und die Liebe zu den Mitmenschen."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10062
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