SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ein bisschen so wie Schweinefleisch schmeckt es, erzählte einer unserer indonesischen Studenten einmal beim Abendessen. Er meinte damit allerdings nicht das, was wir zuvor gemeinsam gekocht hatten, sondern das gebratene Fleisch vom Hund. In seiner Heimat gibt es so etwas eben und keiner denkt sich was dabei. Die wenigen Sätze reichten aber schon aus, dass manche der deutschen Tischnachbarn ihn fassungslos anschauten und angewidert das Gesicht verzogen. Der Deutschen treuester Freund auf dem Teller?
Fast vier Milliarden Euro geben wir Haustierhalter im Jahr für unsere Lieblinge aus. Tierliebe ist uns jede Menge wert. Nur durch den Magen, wie oft behauptet, scheint diese Liebe nicht unbedingt zu gehen. Zumindest ist sie da ziemlich selektiv. Denn die Lebensbedingungen von Schweinen, Hühnern oder Puten sind den meisten von uns bis heute herzlich egal. Die Mauern von Tierställen und Schlachtbetrieben sind dick und undurchsichtig, und wie es dahinter aussieht, wollen wir lieber gar nicht so genau wissen.
Ein bisschen schizophren ist das alles schon. Dass irgendwo die Feuerwehr mit großem Gerät ausrückt, um eine verirrte Katze aus dem Baum zu retten. Zur gleichen Zeit aber werden Schweine unter erbärmlichen Bedingungen quer durch Europa gekarrt, um ein paar Euro beim Schlachten zu sparen. Die Würde des Schweins ist unantastbar, hat der Liedermacher Reinhard Mey einmal ein Lied betitelt. Auch den Tieren eine Würde zuzusprechen, mag auf den ersten Blick skurril klingen. Aus christlicher Perspektive jedoch sind sie ebenso wie wir Geschöpfe Gottes und allein dadurch kommt ihnen eine Würde zu. Das verbietet uns nicht, Tiere zu töten und zu verspeisen. Aber es verlangt von uns, zuvor wenigsten respekt- und würdevoll mit ihnen umzugehen. Und dabei ist es ganz egal, ob es sich nun um Hunde, Katzen, Schweine oder Puten handelt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10028
weiterlesen...